# taz.de -- Kolumne American Pie: Abschlag eines singenden Müllmanns
       
       > Wer wird der neue Tiger Woods? Der 23-jährige US-Boy Rickie Fowler
       > bewirbt sich um die Nachfolge des einstigen Dominators – mit einem
       > besonderen Outfit.
       
 (IMG) Bild: Rickie Fowler beim Putten.
       
       Der Sonntagsanzug von Rickie Fowler ist nicht schwarz oder grau. Er ist
       quietschorange. Damit sieht der Profigolfer, der – Achtung Kalauer! – nicht
       auf dem Jupiter, sondern in Jupiter (Florida) wohnt, aus wie ein hipper
       Müllmann der Berliner Abfallbeseitigung. Am vierten Tag eines Golfturniers,
       für gewöhnlich ein Sonntag, pflegt Fowler, 23, seine orangefarbenen
       Klamotten rauszukramen und „angezogen wie ein Warndreieck“ (Welt am
       Sonntag) auf die Grüns zu gehen.
       
       Bei der auffälligen Kostümierung geht es Fowler nicht nur darum
       aufzufallen, sondern auch an sein College, die Oklahoma State University,
       zu erinnern. Dessen Farben sind Orange, Schwarz und Weiß. Im Fowler’schen
       Sonntagsstaat hat er am Wochenende sein erstes großes Golfturnier gewonnen,
       eines aus der PGA-Serie in Charlotte (North Carolina). Es wurde auch Zeit.
       
       Einerseits wurde der Druck auf den jungen Hochbegabten des Golfsports von
       Turnier zu Turnier größer, andererseits haben zwei seiner Kumpels von den
       Golf Boys in diesem Jahr bereits mit Turniersiegen vorgelegt. Das Quartett
       der Golf Boys besteht neben Fowler aus Hunter Mahan 29, Ben Crane, 36, und
       Bubba Watson, 34. Watson hat kürzlich die Masters in Augusta gewonnen; er
       sah dabei auch sehr merkwürdig aus.
       
       Bubba, der eigentlich Gerry Lester Watson junior heißt, spielte ganz in
       Weiß und hätte auch als Zahnarzthelfer durchgehen können. Die Golf Boys
       putten nicht nur, einmal haben sie sich auch als Sänger versucht. Ihren
       Song („Oh, oh, oh“) schauten sich auf YouTube über 4,7 Millionen Leute an.
       Pro 100.000 Views spendet eine Versicherung 1.000 Dollar für wohltätige
       Zwecke.
       
       Es verwundert nicht, dass die vier Möchtegern-Sänger in dem Video-Clip sehr
       skurril gekleidet sind: Watson trägt eine blaue Latzhose im Look eines
       Südstaaten-Farmers und sonst nichts. Mahan gibt den Hippie, Crane trägt zum
       roten Wet-Suit einen schwarzen Motorradhelm. Nur Fowler scheint sich nicht
       verkleidet zu haben, mit Lederjacke und Hütchen würde er in keiner
       Großstadt auffallen.
       
       ## PR-Aktion in eigener Sache
       
       Das Quartett singt davon, dass jeder abschlagen könne wie ein
       „Boomerang-outang“, also tierisch stark, was vor allem für Watson zutrifft,
       der die Bälle regelmäßig am weitesten wegdrischt. Die Produktion des Videos
       war selbstverständlich nichts anderes als eine PR-Aktion in eigener Sache.
       
       Da der Großmeister des Golfs, Tiger Woods, nach seiner Affäre nicht mehr
       die Szene dominiert, gilt es eine Lücke zu füllen. Fowler und Co. wollen zu
       gern in die Bresche springen. Ein anderer junger Golfprofi, Rory McIlroy,
       23, kommt dafür auch in Frage. Aber der kommt aus Nordirland.
       
       Und die Rivalität zwischen den US-Golfern und den Europäern ist von jeher
       groß, auch das US-Publikum sieht lieber die eigenen Profis vorn als McIlroy
       oder das italienische Wunderkind Matteo Manassero, 19. „Wir hatten die
       Tiger-Ära, seine totale Dominanz für 15 Jahre, jetzt befinden wir uns in
       einer neuen Ära“, sagt die britische Golf-Ikone Nick Faldo.
       
       ## Gut dotierte Werbeverträge
       
       Die Erben von Woods profitieren von der Popularität des Golfsports. Die
       Preisgelder haben sich, verglichen mit den 90er Jahren, vervielfacht.
       Fowler hat in diesem Jahr bereits 2,2 Millionen Dollar Preisgeld gewonnen,
       Watson über drei Millionen und Rory McIlroy fast drei Millionen. Hinzu
       kommen gut dotierte Werbeverträge.
       
       Einer wie Rickie Fowler lässt sich prima vermarkten. Seine
       Familiengeschichte ist so bunt wie sein Outfit. Sein Großvater stammt aus
       Japan, seine Großmutter ist Navajo-Indianerin. Sports Illustrated schreibt:
       Fowler, das „Teen-Idol“, spiele genauso Golf, wie er Motorrad fahre:
       „schnell und angstfrei“. Seine Sponsoren, Puma, Titleist und Rolex, sehen
       das genauso.
       
       8 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Golf
       
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