# taz.de -- Kommentar Regierungskoalition in Israel: Der Chef will keinen Frieden
       
       > Mit der neuen Mehrheit könnte Israel schwierige Entscheidungen in Angriff
       > nehmen, die für den Friedensprozess notwendig sind. Doch Netanjahu hat
       > kein Interesse.
       
       Ob Benjamin Netanjahu ihm helfen könne, er würde seinen Kindern gern
       erklären, warum es Neuwahlen gäbe. Die Anfrage kam von einem
       Kadima-Abgeordneten.
       
       Die Antwort ist dieselbe wie auf die Frage, warum sie doch nicht
       stattfinden: Machtinteressen. Die Politik der israelischen
       Einheitsregierung hat nichts mit Iran, mit den Palästinensern oder mit der
       Sozialbewegung zu tun.
       
       Netanjahu wird sich mit Schaul Mofas an seiner Seite kaum anders
       entscheiden als ohne ihn. Dabei gäbe ihm seine neue Koalition, die nicht
       weniger als 94 Mandate umfasst, eine Handlungsfreiheit, von der seine
       Vorgängerregierungen nur hätten träumen können.
       
       Weder der rechtsnationale Avigdor Lieberman noch die orthodoxe Schass sind
       weiter in der Lage, den Chef unter Druck zu setzen.
       
       Damit sind eine Einfrierung des Siedlungsbaus oder die Räumung der
       sogenannten Vorposten nicht länger Themen, die die Regierung zum Sturz
       bringen würden.
       
       Nie waren die Bedingungen besser, um endlich die schwierigen Entscheidungen
       zu treffen, die für ein Friedensabkommen mit den Palästinensern nötig
       wären.
       
       Vorausgesetzt, man ist daran interessiert. Das ist die Netanjahu-Regierung
       aber nicht.
       
       Deshalb kann man festhalten: Um die Regierung in Jerusalem aktiv werden zu
       lassen, ist diplomatische Überzeugungsarbeit gefragt. US-Präsident Barack
       Obama müsste sich in einer zweiten und letzten Amtsperiode nicht länger vom
       Gedanken an die jüdischen und christlich-fundamentalistischen Wähler leiten
       lassen.
       
       Wenn er dem Nahen Osten noch eine Chance geben wollte, müsste er sich eilig
       ans Werk machen, denn auf später als Herbst 2013 lassen sich die Wahlen
       nicht verschieben.
       
       8 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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