# taz.de -- Regierungsbildung in Griechenland: Himmel, hilf!
       
       > Die Sondierung des linken Parteienbündnisses Syriza bringt eine neue
       > griechische Regierung nicht wirklich näher. Alles deutet auf Neuwahlen
       > hin.
       
 (IMG) Bild: Vielleicht sollten langsam mal die griechischen Götter gefragt werden, wie es denn mit Griechenland weitergehen soll: Probe für die Entzündung des olympischen Feuers.
       
       ATHEN taz | Ohne Aussicht auf einen politischen Durchbruch hat das radikale
       Linksbündnis Syriza am Mittwoch seine Koalitionssondierungen fortgesetzt.
       Am zweiten von insgesamt drei möglichen Verhandlungstagen stand ein Treffen
       von Syriza-Führer Alexis Tsipras mit dem Chef der konservativen Nea
       Dimokratia (ND), Antonis Samaras, auf der Tagesordnung. Dieser hatte am
       Vortag den Auftrag zur Bildung einer Koalitionsregierung zurückgegeben. Die
       Positionen der beiden Parteien schienen unüberbrückbar.
       
       Samaras wandte sich scharf gegen die von Tsipras verlangte Aufkündigung der
       drastischen Sparmaßnahmen, wie sie mit der EU verhandelt worden waren.
       „Eine vereinbarte Änderung des Kreditdeals ist die eine Sache, etwas ganz
       anderes ist es, sie einseitig zu verurteilen“, mahnte Samaras, ohne dessen
       Partei, die über 102 der 300 Parlamentssitze verfügt, keine
       Regierungsmehrheit gebildet werden kann.
       
       Tsipras hat den Bruch des Sparpakts mit der EU zum Fixpunkt seiner
       Sondierungsgespräche gemacht. Im Vorgriff auf eine Einigung will der
       37-jährige politische Senkrechtstarter das Sparprogramm Griechenlands für
       null und nichtig erklären. Tsipras werde noch im Laufe des Tages einen
       entsprechenden Brief an die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank
       (EZB) schreiben, erklärte sein enger Mitarbeiter Panagiotis Lafazanis.
       Samaras hat die Äußerungen von Tsipras als unverantwortlich bezeichnet. Ein
       Austritt aus dem Euro würde in die „sichere und sofortige“ Katastrophe
       führen.
       
       Sollte Tsipras seinen Standpunkt nicht ändern, würde das Neuwahlen
       bedeuten, sagte Samaras. „Das griechische Volk hat kein Mandat zur
       Zerstörung des Landes erteilt“, sagte er. Ohne eine Regierungsbildung
       müsste es Mitte Juni Neuwahlen geben.
       
       Tsipras ist der Ansicht, dass das griechische Volk bei den Wahlen am
       vergangenen Sonntag für eine Annullierung des Sparprogramms gestimmt hat.
       Es habe „den Parteien, die das Stabilisierungsprogramm unterstützen, nicht
       die Mehrheit gegeben“, sagte sein enger Mitarbeiter Lafazanis im
       griechischen Fernsehen. Eine stimmige Antwort auf die Frage, wo
       Griechenland nach einem Abbruch des Sparprogramms Geld hernehmen soll, hat
       das Linksbündnis Syriza nicht. Einige seiner hochrangigen Politiker denken
       über eine Verstaatlichung der Banken nach.
       
       Spontane Zustimmung zu einer Linksregierung bekam Tsipras nur vom
       Parteichef der gemäßigten Dimokratiki Aristera (Demokratischen Linke) Fotis
       Kouvelis. Die beiden würden zusammen nicht mehr als 71 der 300
       Parlamentssitze stellen. Die orthodoxe Kommunistische Partei (KKE) hat
       signalisiert, sie stünde für eine Linksregierung nicht zur Verfügung.
       
       9 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Papadimitriou
       
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