# taz.de -- Kommentar Nato-Gipfel in Chicago: Demokratie? Einsparen!
       
       > Die Nato ist in der Logik des Kalten Krieges hängengeblieben. Setzt sie
       > ihre Beschlüsse von Chicago tatsächlich um, würde aus ihr eine
       > Zwangsgemeinschaft.
       
       Die Nato verharrt mehr als 20 Jahre nach dem Zerfall des Warschauer Paktes
       und seiner Führungsmacht Sowjetunion in der Logik des Kalten Krieges.
       
       Das zeigen die Beschlüsse des Chicagoer Gipfels. Das Projekt zum Schutz
       Europas vor Raketen aus dem Nahen/Mittleren Osten will die stärkste
       Militärallianz der Welt ohne gleichberechtigte Teilnahme Russlands und
       damit auch im Konflikt mit Moskau umsetzen. Und die in Deutschland und drei
       anderen Nato-Staaten stationierten Atomwaffen der USA sollen nicht
       abgezogen, sondern modernisiert werden.
       
       Angesichts leerer Haushaltskassen in allen Mitgliedstaaten will die Nato
       mit ihren Chicagoer Grundsatzbeschlüssen zu 20 multinationalen
       Aufrüstungsprojekten laut Generalsekretär Rasmussen „militärische
       Fähigkeiten, die wir brauchen, zu einem Preis schaffen, den wir uns leisten
       können“.
       
       Die Devise lautet: mehr Arbeitsteilung bei der Rüstungsbeschaffung – ein
       Land hält die Flugzeuge für künftige Einsätze bereit, ein anderes die
       Panzer – und zugleich mehr multinationale Stäbe und Mannschaften zur
       Bedienung der Waffen, so wie bislang schon üblich bei der
       Luftraumaufklärung mit Awacs-Systemen.
       
       Eine konsequente Umsetzung dieser Beschlüsse würde möglicherweise
       tatsächlich zu Kostensenkungen führen, aus der Nato zugleich aber eine
       Zwangshandlungsgemeinschaft machen, in der Vorbehalte einzelner
       Mitgliedstaaten gegen einen gemeinsamen Kriegseinsatz nicht mehr möglich
       wären.
       
       Die Bundesregierung hat den Nato-Verbündeten bereits ihre Bereitschaft
       signalisiert zur Korrektur oder gar Abschaffung des deutschen
       Parlamentsbeteiligungsgesetzes. Das wäre allerdings nur möglich, wenn der
       Bundestag einer solchen Selbstentmächtigung zustimmt.
       
       21 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
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