# taz.de -- Kommunalwahl in Italien: Beppe Grillo mischt die Politik auf
       
       > In Parma gewinnt die Liste „5 Sterne“ die Wahl und das Amt des
       > Bürgermeisters. Damit verschieben sich die Koordinaten der italienischen
       > Politik. Aber die Linke hat ein Problem.
       
 (IMG) Bild: Für Beppe Grillos „5-Sterne“-Partei war die Stichwahl in Parma ein Triumph.
       
       ROM taz | Die neue Protestbewegung „5 Stelle“ („5 Sterne“) unter dem
       Komiker Beppe Grillo hat mit der Eroberung des Rathauses von Parma im
       zweiten Wahlgang der italienischen Kommunal-Teilwahlen einen sensationellen
       Erfolg errungen, der auch die Koordinaten der nationalen Politik
       verschieben dürfte.
       
       Am Sonntag und Montag waren die Bürger zur Stichwahl zwischen den beiden
       Bestplatzierten aufgerufen. Quer durchs Land konnte der gemäßigt linke
       Partito Democratico (PD) dabei der Berlusconi-Rechten zahlreiche Städte
       abnehmen, doch der PD-Erfolg wird durch den Grillo-Triumph in Parma
       getrübt.
       
       In der reichen 190.000-Einwohner-Stadt, bekannt für Parmaschinken und
       Parmesan, hatte im ersten Wahlgang der PD-Kandidat mit 40 Prozent vorn
       gelegen; die Stichwahl gegen den 5-Sterne-Kandidaten Federico Pizzarotti
       (er hatte 19,5 Prozent erreicht) erschien als reine Formsache. Doch
       Pizzarotti verdreifachte in der zweiten Runde seine Stimmenzahl und kam am
       Ende auf 60 Prozent.
       
       „Wir haben Stalingrad genommen, jetzt geht es nach Berlin“, schwadronierte
       Beppe Grillo. Und legte nach: Keineswegs seien die „5 Sterne“ nun die
       drittgrößte Partei im Land, vielmehr seien sie „die erste Volksbewegung in
       Europa“.
       
       Zugleich unterstrich er die Besonderheiten seiner Bewegung, deren Vertreter
       sich von allen TV-Talkshows fernhalten. Bloß 6.000 Euro, so Grillo, habe
       der Wahlkampf in Parma gekostet.
       
       Ohne Geld, ohne Medienpräsenz, allein durch das bürgerschaftliche
       Engagement der Aktivisten habe die 5-Sterne-Bewegung gezeigt, dass
       authentische Demokratie auch heute noch möglich sei.
       
       ## Stimmenverluste bei den Rechten
       
       Der PD dagegen sucht sich über die Schlappe hinwegzutrösten, indem er
       darauf verweist, dass das Berlusconi-Lager in Parma aus taktischen Gründen
       voll auf Grillo umgeschwenkt sei. In der Tat sammeln die „5-Sterne-Listen“
       nicht nur enttäuschte linke Wähler ein.
       
       Die Berlusconi-Rechte ist ebenso wie die
       rechtspopulistisch-fremdenfeindliche Lega Nord dramatisch eingebrochen;
       viele ihrer Wähler zeigten sich in der Tat bereit, auf Grillo zu setzen,
       der mit rüder Rhetorik gegen die alteingesessenen Politiker aus dem
       „Palazzo“ der Macht wettert, auf den Euro schimpft und die Regierung Monti
       als Kabinett der Bankiers schmäht.
       
       Erste Meinungsumfragen zeigen, dass sich damit die Gewichte in der
       italienischen Politik radikal verschieben. Grillos Bewegung wird mit
       national bis zu 15 Prozent gehandelt, während der PD nur noch 25 Prozent
       erreicht.
       
       ## Schwierige Lage
       
       Zugleich öffnet sich ein politisches Vakuum auf der Rechten. Taktisch in
       einer schwierigen Situation ist das linke Lager, das vom Niedergang der
       Rechten nicht zu profitieren wusste.
       
       Recht offen hatte der PD auf eine Stärkung des sogenannten „Dritten Pols“
       um die christdemokratische UDC gehofft, um so einen Bündnispartner
       vorzufinden, mit dem nach 2013 die Regierung gebildet werden sollte.
       
       Diese Hoffnung hat sich jetzt zerschlagen: Auch der „Dritte Pol“ schnitt
       miserabel ab und konnte vom Niedergang des Berlusconi-Lagers nicht
       profitieren.
       
       22 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Beppe Grillo
       
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