# taz.de -- Kommentar Linksruck in Italien: Der Citoyen ist zurück
       
       > Lange galt Beppe Grillo als „Schießbudenfigur“. Nach dem Wahlerfolg
       > seiner 5-Sterne-Partei ist damit Schluss. Jetzt ist er eine ernsthafte
       > Konkurrenz für die Politikerprofis.
       
 (IMG) Bild: Der Comedian Beppe Grillo hat mit seiner „Bewegung 5 Sterne“ die politische Landschaft Italiens aufgemischt.
       
       „Der Hofnarr wird zum König“ – so titelte eine italienische Zeitung nach
       dem spektakulären Sieg der Bewegung um den Komiker Beppe Grillo bei den
       Bürgermeisterwahlen im norditalienischen Parma.
       
       Lange galt Grillo mit seiner „5-Sterne-Bewegung“ den anderen Parteien als
       eher lästiges, aber nicht weiter ernst zu nehmendes Phänomen, als
       Schießbudenfigur, die bloß dazu gut sei, den Reflex der
       Politikverdrossenheit bei einigen Wählern zu bedienen – nicht aber dazu,
       den Profis der Politik wirklich Konkurrenz zu machen.
       
       Und Beppe Grillo trug zu dieser Fehleinschätzung kräftig bei. Als
       polterndes Rumpelstilzchen erleben die Italiener ihn bei seinen
       Wahlkampfauftritten, wenn er Silvio Berlusconi als „Psycho-Zwerg“ und die
       Politiker von rechts bis links als „Mumien“ beschimpft oder wenn er dem
       greisen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano zuruft, es sei Zeit, endlich
       in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.
       
       Dennoch macht man es sich zu leicht, wenn man die „5 Sterne“ als einen
       Haufen politikunfähiger Populisten abtut. Die „5 Sterne“ leben nicht nur
       von der Wut auf die herrschenden Parteien, die sich in ihren Augen als zu
       echter Selbsterneuerung unfähig erwiesen haben.
       
       „Anderswo bleiben die Parteien, wechseln aber regelmäßig ihr Personal aus,
       in Italien bekommen die Parteien alle paar Jahre einen neuen Namen, aber
       das Personal ist seit 20 Jahren dasselbe“ – so witzeln die Grillo-Fans. Und
       sie treffen damit ins Schwarze.
       
       Fans übrigens, die zu Tausenden vor Ort, in den Kommunen, engagiert
       arbeiten, die dem Ideal des demokratischen Bürgers entsprechen: informiert
       und bereit, sich unentgeltlich in die öffentlichen Angelegenheiten
       einzumischen.
       
       Und deren politisches Programm sich keineswegs darauf reduziert, die
       „Altparteien“ in die Wüste zu schicken: Ein bisschen Grüne, ein bisschen
       Piraten, dies ist ihr programmatisches Angebot an die Wähler. Damit werden
       sie auch in den nächsten Monaten Erfolge feiern.
       
       22 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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