# taz.de -- Kommentar Griechenland: Nazis als einfache Lösung
       
       > Bei der Neuwahl am 17. Juni dürfen die Rechten mit dem Einzug ins
       > Parlament rechnen. Die bürgerlichen Parteien des Landes müssten eine
       > Front gegen Rechtsradikalismus bilden.
       
 (IMG) Bild: Kundgebung der Partei „Goldene Morgenröte“.
       
       Schon 2007 versuchte die Polizei das afghanische Flüchtlingslager in der
       westgriechischen Hafenstadt Patras niederzureißen – mit bescheidenem
       Erfolg. Diesmal übernehmen die Schlägertruppen der neu ins Parlament
       gewählten Nazipartei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) diese Aufgabe, getreu
       ihrem Wahlkampfmotto: „Der Dreck muss weg!“
       
       Die steigende Macht der Rechtsradikalen resultiert aus der Ohnmacht des
       griechischen Staates, der nicht mehr in der Lage ist, der Einwanderung und
       der steigenden Alltagskriminalität Herr zu werden. Auch diesmal war die
       Tötung eines Griechen durch Migranten der Auslöser für den Ausbruch von
       Rassenhass. Ähnliches passierte vor genau einem Jahr in der Athener
       Innenstadt, als ein Familienvater auf offener Straße getötet wurde; die
       Schlägertruppen der Chrysi Avgi machten damals Einwanderer für die Tat
       verantwortlich und jagten unschuldige Menschen vier Tage lang durch die
       Straßen. Heute noch patrouillieren die Faschisten mit Kampfhunden in
       heruntergekommenen Vierteln der griechischen Hauptstadt und werden bei den
       Wahlen dafür belohnt.
       
       Knapp vierzig Jahre nach dem Zusammenbruch der Militärdiktatur ist die
       Hemmschwelle, eine rassistische Partei zu wählen, deutlich gesunken. Dafür
       steigt die Bereitschaft, einem „starken Mann“ zu folgen, der einfache
       Erklärungen für die Not der Bürger anbietet.
       
       Auch bei der Neuwahl am 17. Juni dürfen die Rechten mit dem Einzug ins
       Parlament rechnen, wenn auch mit weniger Stimmen als beim letzten
       Urnengang. Die bürgerlichen Parteien des Landes wären gut beraten, eine
       gemeinsame Front gegen Rechtsradikalismus zu bieten. Aber dafür sind sie zu
       sehr beschäftigt mit innerparteilichen Intrigen und gegenseitigen
       Schuldzuweisungen.
       
       23 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Papadimitriou
       
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