# taz.de -- Hamburger Linken-Fraktionschefin: „Wir müssen kampagnenfähig werden“
       
       > Dora Heyenn will Personaldebatten schleunigst beenden. Deshalb kandidiert
       > sie jetzt für den Parteivorsitz. Und will für enttäuschte
       > Sozialdemokraten und Gewerkschafter stehen.
       
 (IMG) Bild: Zu viele alte Männer in der Parteispitze: Dora Heyenn, Linken-Chef Klaus Ernst (r.) und Fraktionschef Gregor Gysi.
       
       taz: Frau Heyenn, warum wären Sie die bessere Bundesvorsitzende der Linken
       als Dietmar Bartsch oder Katja Kipping? 
       
       Dora Heyenn: Ich behaupte nicht, die bessere Bundesvorsitzende zu sein.
       Meine Kandidatur richtet sich nicht gegen andere Kandidaten, sondern ist
       ein zusätzliches personelles Angebot.
       
       Was hat Sie bewogen, Ihren Hut noch in den Ring zu werfen? 
       
       Ich werde seit Monaten von diversen Bundes- und LandespolitikerInnen
       bearbeitet, zu kandidieren. In der jetzigen Krisensituation sehe ich keine
       Möglichkeit, weiter abzuwinken, auch wenn ich mich bislang nie in der
       Bundespolitik gesehen habe.
       
       Das ist kein inhaltliches Motiv. 
       
       Ich stehe mit meiner politischen Geschichte für viele enttäuschte
       Sozialdemokraten und Gewerkschafter, die sich einst der Linken zugewandt
       und inzwischen wieder von uns abgewendet haben. Ich möchte mit meiner
       Kandidatur deutlich machen, dass es sich für Menschen aus dieser
       politischen Kultur lohnt, sich weiter innerhalb der Linken für soziale
       Gerechtigkeit einzusetzen.
       
       Wie wollen Sie das schaffen? 
       
       Wir müssen deutlich machen, dass der flächendeckende Mindestlohn und auch
       die Kritik an Hartz IV mit dem damit verbundenen Abbau sozialer Sicherheit
       ohne die Linke keine Priorität in der öffentlichen Debatte gefunden hätte.
       Auch das Thema Truppen raus aus Afghanistan haben wir gesetzt.
       
       Das hat den Sinkflug der Linken aber nicht aufgehalten. 
       
       Unsere öffentliche Darstellung ist durch persönliche Auseinandersetzungen
       und nicht mehr durch Inhalte geprägt – das gilt es, schleunigst zu ändern.
       
       Das Hin und Her um Oskar Lafontaines Kandidatur zeigt aber deutlich, dass
       die Partei derzeit allein mit konsequenter Selbstbespiegelung präsent ist. 
       
       Diese Personaldebatten haben uns immens geschadet. Ich habe Oskar
       Lafontaine eindringlich gebeten, sich bis spätestens Ende April zu
       erklären, was er aber leider nicht getan hat.
       
       Welche Akzente wollen Sie als Bundesvorstand setzen? 
       
       Wir müssen wieder kampagnenfähig werden, klare politische Schwerpunkte
       setzen und konkrete Lösungen für gesellschaftliche Probleme anbieten. Eine
       Hauptaufgabe des Vorstandes wird zudem sein, eine bessere Kommunikation
       zwischen den Ländern, einzelnen Strömungen und dem Bund herzustellen.
       Natürlich wird die Doppelspitze auch medial präsent sein, aber auch Gysi,
       Lafontaine oder Wagenknecht werden das Bild der Linken weiter prägen.
       
       Welche Chancen rechnen Sie sich bei Ihrer Kandidatur aus? 
       
       Fifty-fifty!
       
       Sie stehen nicht gerade für einen Generationswechsel in dieser Partei der
       alten Männer. 
       
       Unsere Parteistruktur ist sicher männlich dominiert und überaltert. Wir
       brauchen junge Menschen, die in der Partei Verantwortung übernehmen, müssen
       aber auch die 30 Prozent der Bevölkerung repräsentieren, die über 65 sind.
       Von Altersdiskriminierung halte ich da gar nichts.
       
       Welches Spitzenduo würde die verschiedenen Parteisegmente am besten
       repräsentieren? 
       
       Ich habe keinen Wunschpartner und halte auch nichts davon, in einer
       Doppelspitze alle möglichen Parteiproporze irgendwie abbilden zu wollen.
       Sollten bestimmte Parteistömungen hier nicht vertreten sein, muss man sie
       umso mehr in die Entscheidungen mit einbinden.
       
       Ein Tandem Dora Heyenn/Dietmar Bartsch würde die Angst vieler Linker vor
       einem Durchmarsch der Realpolitiker stärken, bis hin zur Gefahr einer
       Parteispaltung. 
       
       Das Szenario einer Parteispaltung, wenn dieser Kandidat, jene Kandidatin
       nicht gewählt werden, wird derzeit ständig aus durchsichtigen Motiven
       ständig bemüht. Ich halte nichts von solchen Schreckensbildern.
       
       29 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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