# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Massaker schürt Zorn auf UN-Beobachter
       
       > Regimegegner werfen der UN-Delegation vor, die Bevölkerung nicht
       > ausreichend vor den Angriffen der Armee zu schützen. Zu wenig Blauhelme
       > und ein zu schwaches Mandat.
       
 (IMG) Bild: UN-Beobachter werden Anfang Mai in Holms in Empfang genommen.
       
       BERLIN taz | Die Menge jubelt, als das Poster brennt. Es zeigt Kofi Annan
       und Ban Ki Moon. Der UN-Generalsekretär und der UN-Sondergesandte sind
       neben Syriens Präsident Baschar al-Assad und Hisbollah-Führer Hassan
       Nasrallah abgebildet. „Mörder von Kindern“, steht darunter geschrieben. Ein
       Video dokumentiert die Szenerie. Der Clip zeigt, welcher Zorn sich
       inzwischen auch gegen die Vereinten Nationen richtet.
       
       Von Anfang an war die UN-Mission in Syrien umstritten. Das Massaker in dem
       westlichen Ort Hula am vergangenen Freitag hat die Arbeit der Beobachter
       noch schwieriger gemacht.
       
       „Diese Mission ist der blanke Hohn und sollte umgehend abgebrochen werden“,
       sagt ein Damaszener Aktivist, der sich Amer al-Sadek nennt. Am 16. April
       sind in Syrien die ersten UN-Beobachter eingetroffen. Seitdem befürchtet
       die Opposition, dass das Regime die UN-Mission nutzen könnte, um
       Dialogbereitschaft vorzutäuschen und zugleich die Protestbewegung
       niederzuschlagen. Rund 270 Blauhelme sind derzeit vor Ort; letztlich soll
       die Mission 290 militärische und 80 politische Beobachter umfassen.
       
       Viele Regimegegner werfen den Blauhelmen vor, dass sie die Bevölkerung
       nicht vor den Angriffen der Armee beschützen. Doch das ist gar nicht ihre
       Aufgabe: Sie sollen prüfen, ob sich Regime und Rebellen an Kofi Annans
       Friedensplan halten. „Viele Leute sind wütend, weil sie meinen, dass alles
       in der Hand der Beobachter liegt“, sagt Mousab al-Hamadi, ein Aktivist aus
       Hama. „Doch die Beobachter sind nicht das Problem; das Problem ist, dass
       ihre Mission auf einem schwachen Mandat beruht.“ Zugleich setzt das Regime
       ihnen Grenzen: Sie müssen sich eng mit den Behörden absprechen und können
       sich nur innerhalb der Ortschaften frei bewegen. Auf dem Weg von Stadt zu
       Stadt reisen staatliche Sicherheitskräften an ihrer Seite. Die
       UN-Beobachter sind jedoch in der Lage, verlässliche Informationen zu
       beschaffen. Bislang ließen sich die meisten Vorwürfe gegen das Regime
       mangels unabhängiger Quellen nicht beweisen. Nach den Vorfällen von Hula
       aber reiste sofort ein Beobachterteam an den Tatort: Sie zählten die Toten
       und fanden Belege für den Einsatz von Panzern und schwerer Artillerie in
       den Wohnsiedlungen ebenso wie für Massenhinrichtungen von Zivilisten.
       
       In der Protesthochburg Homs sind 30 Beobachter dauerhaft stationiert. „Wir
       haben ihnen hier in unserem Viertel alles gezeigt und ihnen Gespräche mit
       unseren politischen Führern vermittelt“, sagt Walid Fares, ein Aktivist aus
       Khalidijeh in Homs. „Sie arbeiten sehr professionell. Es sind gute Leute,
       sie können uns gern wieder besuchen. Politisch aber werden wir mit ihnen
       nicht mehr kooperieren, bis sie nicht in der Lage sind, Massaker an
       Zivilisten zu verhindern.“
       
       29 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gabriela M. Keller
       
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