# taz.de -- Altmaier besucht Atommülllager: Ganz dicke in Asse
       
       > Erst zu den Aktivisten, dann mit SPD-Chef Gabriel an den Bohrknopf: Bei
       > seinem Besuch in der Asse kündigt Umweltminister Altmaier eine
       > Beschleunigung des Verfahrens an.
       
 (IMG) Bild: Gemeinsam schwitzen in 750 Meter Tiefe: Sigmar Gabriel (l.) und Peter Altmaier.
       
       REMLINGEN taz | Am Ende geht alles sehr schnell. Ein Knopfdruck im
       Salzstock in 750 Meter Tiefe, und schon ist auf der Leinwand zu sehen, wie
       sich nebenan in einem abgeschirmten Sicherheitsbereich im Bergwerk Asse ein
       gewaltiger Bohrer zu drehen beginnt.
       
       „Ein großer Schritt zur Lösung eines drängenden Problems“, kommentiert
       Umweltminister Peter Altmaier. „Aber nur ein kleiner Schritt auf einem
       langen Weg“, ergänzt Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für
       Strahlenschutz, der Altmaier durch die Stollen führt.
       
       Zwar schwitzt der Minister in der heißen, staubigen Luft unter Tage, aber
       für Altmaier sind es gelungene Bilder: Der neue Minister ist erst wenige
       Tage im Amt, und schon geht es buchstäblich voran in der Asse. Die Bohrung,
       die am Freitag gestartet wurde, ist der Startschuss für eine mögliche
       Bergung des Atommülls aus dem Salzstock, der wegen Wassereinbrüchen und
       Einsturzgefahr als große Bedrohung gilt.
       
       In etwa sechs Wochen sollen 20 Meter durchbohrt werden, bis zur Kammer 7 –
       einer der zugeschütteten Hohlräume, in der Atommüll lagert. In welchem
       Zustand er sich befindet und wie er sich am besten bergen lässt, das soll
       mit mehreren Bohrungen ermittelt werden.
       
       Die Vorbereitungen hatten viel Zeit in Anspruch genommen. In sieben Monaten
       waren allein fürs Bohrgestänge 1.600 Seiten Auflagen und Anleitungen
       zusammengestellt worden, insgesamt sind es für die Bohrung schon über
       11.000. Grund ist die Gesetzeslage, in der aufgrund des geltenden
       Atomrechts auch bei vorbereitenden Arbeiten viele komplizierte Auflagen
       erfüllt werden müssen.
       
       Und auch hier kündigte Altmaier konkrete Veränderungen an. „Ich werde tun,
       was ich kann, um die Rückholung des Atommülls zu beschleunigen“, sagte er.
       Dabei strebe er einen Konsens mit der Opposition an, die schon lange ein so
       genanntes „Lex Asse“ fordert, das Verfahren vereinfachen soll. Unmittelbar
       nach der Sommerpause sollen die Arbeiten an Gesetzesänderungen beginnen, im
       ersten Halbjahr 2013 könnten sie verabschiedet werden, sagte Altmaier.
       
       Dass er keine Alleingänge plant, sondern Wert auf parteiübergreifenden
       Konsens legt, hatte Altmaier schon dadurch gezeigt, dass er persönlich den
       SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel eingeladen hatte, ihn in den Schacht zu
       begleiten. Selbst den symbolträchtigen Knopfdruck machten sie gemeinam.
       Gabriel, in dessen Wahlkreis die Asse liegt, revanchierte sich mit Lob für
       seinen Amtsnachfolger. „Wir hatten zweieinhalb Jahre einen Minister, der
       sich nicht getraut hat, etwas zu entscheiden“, sagte er über die Amtszeit
       von Norbert Röttgen. „Wenn sich das jetzt ändert, ist das nur zu begrüßen.“
       Auf Parteipolitik solle bei diesem Thema verzichtet werden, so Gabriel.
       „Wir werden alles dafür tun, um an einem Strang zu ziehen.
       
       Selbst bei den Mitgliedern von Anit-Atom-Initativen, die am Morgen vor der
       Asse demonstrierten, machte der Minster Eindruck: Mit dem Ausruf „Erst mal
       zu den Leuten“ drängt sich Altmaier an der Presse vorbei, um die
       Demonstranten zu begrüßen. „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass Sie alle
       meine Entscheidungen richtig finden. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass
       ich vor jeder Entscheidung mit ihnen reden werde“, sagt er – und sorgt
       damit dafür, dass der Applaus die vereinzelten Pfiffe deutlich übertönt.
       
       Auch nach einem ausführlichen Treffen mit Aktivisten und Wissenschaftlern
       aus der Asse-Begleitgruppe am Nachmittag sind die Rückmeldungen positiv.
       „Er war viel konkreter als Röttgen“, sagt etwa Rolf Bertram. Und der Dialog
       soll fortgesetzt werden: Mindestens alle sechs Monate will Altmaier die
       Asse besuchen.
       
       1 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
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