# taz.de -- Kommentar Wahl in Griechenland: Altparteien auf altem Kurs
       
       > Druck aus Berlin und Brüssel hat der Nea Dimokratia zum Erfolg verholfen.
       > Nun hoffen die Griechen, dass eine neue, stabile Regierung das
       > Sparprogramm nachverhandelt.
       
 (IMG) Bild: Neue Hoffnung auf alte Probleme: Antonis Samaras.
       
       Ein Wahlsieger, der für stabile Verhältnisse sorgt, sowie ein klares
       Bekenntnis zum Euro – ist das die Botschaft der griechischen
       Parlamentswahl? Es wäre wohl zu schön, um wahr zu sein.
       
       Nun wird nämlich erst einmal fleißig sondiert und neu verhandelt über die
       Bildung einer arbeitsfähigen Koalitionsregierung in Athen. Und einiges
       spricht dafür, dass allen Lippenbekenntnissen zum Trotz die
       Traditionsparteien Nea Dimokratia und Pasok vor allem eines im Sinn haben:
       den eigenen Machterhalt.
       
       Große Koalition? Klar, sagt der konservative Parteiführer Samaras, aber nur
       unter der Bedingung, dass er Regierungschef wird. Machen wir, erwidert
       Sozialistenchef Venizelos, aber nur wenn die Linkspartei ebenfalls
       mitmacht. Offenbar spielten einige der Machtpolitiker bereits am Wahlabend
       mit dem Gedanken, in absehbarer Zeit einen dritten Wahlgang abzuhalten.
       Sozusagen als dringende Bitte an die Wähler, doch noch für klare
       Verhältnisse zu sorgen und einer Partei die absolute Mehrheit zu gönnen.
       Dass viele Griechen genau das nicht wollen, kommt altgedienten Politikern
       wohl nicht in den Sinn.
       
       Die Wahlen sind in Berlin und Brüssel zum Referendum über den Euro erklärt
       worden. Die meisten griechischen Parteien haben diese Interpretation ohne
       Widerspruch hingenommen. Auch das hat die griechischen Wähler irritiert:
       Warum soll jemand, der aus Verzweiflung und Protest gegen eine
       Rekordarbeitslosigkeitsquote von fast 23 Prozent das Linksbündnis wählt,
       seine Stimme als Grundsatzentscheidung gegen die europäische Währung
       verstehen müssen – zumal Syriza beteuert hat, für den Verbleib im Euro zu
       sein?
       
       Wenn den Griechen vorgeworfen wird, sie seien mitverantwortlich für den
       gegenwärtigen Schlamassel, weil sie seit Jahrzehnten die Traditionsparteien
       an der Macht gehalten haben, ist es dann nicht irgendwie absurd, von ihnen
       zu verlangen, sie sollen jetzt eben diese Parteien noch einmal wählen,
       damit das Land endlich aus der Krise kommt?
       
       Wahlsieger Samaras würde einen schweren Fehler machen, wenn er glaubt, die
       Bürger hätten aus voller Überzeugung für ihn votiert. Die Griechen haben
       für Nea Dimokratia gestimmt, weil sie eine einigermaßen arbeitsfähige
       Koalition wollen und weil sie an das Versprechen glauben, dass Samaras
       Teile des laufenden Sparprogramms neu verhandelt. Sollte der konservative
       Parteiführer nicht liefern, dann wird er ganz schnell auf den Boden der
       Realität zurückgeholt.
       
       18 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Papadimitriou
       
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