# taz.de -- G-20-Gipfel in Mexiko: Kritik an Europa
       
       > Die Staats- und Regierungschefs der G 20 suchen im mexikanischen Los
       > Cabos nach Schuldigen für die Krise. Ein bisschen arbeiten sie auch nach
       > Lösungen.
       
 (IMG) Bild: Muss sich in Los Cabos so einiges anhören: Angela Merkel. Im Vordergrund der britische Premier David Cameron.
       
       LOS CABOS dpa/afp | Die führenden Volkswirtschaften der Erde (G20) nehmen
       die Staaten der Eurozone in die Pflicht, sich für ein Ende der
       Schuldenkrise endlich mehr anzustrengen.
       
       Zum Auftakt des zweitägigen Treffens der Staats- und Regierungschefs in dem
       Badeort an der Pazifikküste gab es gegenseitige Schuldzuweisungen. Die USA,
       China, Indien und Südkorea zeigten sich tief beunruhigt, dass die
       Schuldenkrise weiter schwelt und schlimmstenfalls die Weltwirtschaft
       bedroht. Bei allem Verständnis für die Lage der Europäer überwogen doch
       kritische Töne.
       
       Stellvertretend rief Südkoreas Präsident Lee Myung Bak zu einschneidenden
       Reformen in Europa auf. Sie seien die einzige Lösung für die
       Schuldenprobleme – egal, wie schmerzhaft oder unpopulär sie auch seien,
       sagte er. Das Finanzsystem der Eurozone müsse von Grund auf überholt
       werden, um Gefahren für die Weltwirtschaft zu eliminieren.
       
       Im Ton konziliant, aber in der Sache hart gaben sich auch US-Präsident
       Barack Obama, Chinas Staatschef Hu Jintao und Indiens Premier Manmohan
       Singh.
       
       ## Die Krise aus den USA
       
       Einseitige Schuldzuweisungen wies Bundeskanzlerin Angela Merkel entschieden
       zurück. Die Schuldenkrise sei eben nicht allein Problem der Europäer, auch
       andere Wirtschaftsmächte stünden in der Pflicht, sagte sie. „Hier wird
       jeder Kontinent seinen Beitrag leisten müssen.“
       
       Schwer verärgert war EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso: „Wir
       lassen uns hier von niemandem belehren.“ Die Krise sei nicht von Europa
       ausgelöst worden, sondern habe in den USA ihren Ausgang genommen.
       
       Merkel und Obama trafen sich allein am Rande des Gipfels. Nach Angaben aus
       deutschen Regierungskreisen waren sie sich einig, „dass weitere Schritte
       zur politischen Integration“ in Europa notwendig seien.
       
       Die fünf Brics-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika –
       warnten vor den Gefahren der Euro-Schuldenkrise und forderten „kooperative
       Lösungen“. Die Gruppe der 20 (G20) machte sich für eine Ankurbelung der
       Weltkonjunktur stark, wie das indische Außenministerium bekanntgab.
       
       ## Den Teufelskreis durchbrechen
       
       Um der Kritik an ihrem Krisenmanagement zu begegnen, wollen die Euro-Länder
       in der Abschlusserklärung eine Garantie für die Stabilität der gemeinsamen
       Währung abgeben. „Die Mitglieder der Eurozone in der G20 werden alle
       notwendigen politischen Maßnahmen ergreifen, um die Integrität und
       Stabilität des Währungsraums zu sichern.“
       
       Der Teufelskreis von Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder und
       angeschlagenen Banken müsse durchbrochen werden, heißt es weiter. Die
       Länder der Euro-Zone wollen sich zudem für besser funktionierende
       Finanzmärkte einsetzen.
       
       Die G20 fordern, dass die Euro-Länder mit der neuen Regierung in
       Griechenland zusammenarbeiten müssten, um das Land am Rande des Bankrotts
       auf Reformkurs und in der Währungsgemeinschaft zu halten. Die von Spanien
       geplante Banken-Rekapitalisierung im Umfang von bis 100 Milliarden Euro
       wird begrüßt.
       
       Insgesamt will die G20 zur Ankurbelung der Weltwirtschaft an einem Strang
       ziehen. „Wir werden zusammen agieren, um den Aufschwung zu stärken und
       Spannungen an den Finanzmärkten abzubauen“, heißt es in dem Entwurf, der am
       Dienstag verabschiedet werden soll. Die europäischen G20-Länder sagen
       Wachstumsimpulse zu, ohne dabei den Kurs der Haushaltskonsolidierung
       aufzugeben.
       
       ## Mehr Geld für den IWF
       
       Im Tauziehen um die Aufstockung der Krisenmittel des Internationalen
       Währungsfonds (IWF) haben weitere Staaten konkrete Zusagen gemacht.
       Insgesamt seien bereits mehr als 450 Milliarden Dollar (rund 357 Milliarden
       Euro) an neuen Geldern zugesagt worden. Das erklärte IWF-Chefin Christine
       Lagarde am Montag (Ortszeit) beim Gipfel der führenden Industrie- und
       Schwellenländer (G-20) im mexikanischen Los Cabos.
       
       Unter anderem habe China 43 Milliarden Dollar versprochen. Indien und
       Russland kündigten ihrerseits in Los Cabos an, jeweils zehn Milliarden
       Dollar zur Verfügung stellen zu wollen.
       
       Der IWF fordert zusätzliches Geld, um damit in der Schuldenkrise agieren zu
       können. Die Verdopplung seiner Krisenmittel war bereits im April
       beschlossen worden. Konkrete Zusagen wurden jedoch – unter anderem von den
       Eurostaaten, Japan und Saudi-Arabien – zunächst nur über 340 Milliarden
       Euro gemacht. In Los Cabos erklärten sich laut Lagarde nun zwölf weitere
       Länder zur Unterstützung bereit, was die IWF-Kreditkapazitäten nahezu
       verdopple.
       
       Es ist der siebte G20-Gipfel seit November 2008, als die Staats- und
       Regierungschefs erstmals zusammengekommen waren, um das Weltfinanzsystem
       nach der Pleite der US-Investbank Lehman Brothers vor dem Zusammenbruch zu
       bewahren.
       
       19 Jun 2012
       
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