# taz.de -- Kolumne B-Note: Gut, dass alles immer schlechter wird
       
       > Bestätigt die „fiese Rassismus-Attacke“ auf Mesut Özil, was Linke ohnehin
       > ahnen? Dass die Dinge genauso schlimm sind, wie man immer geahnt hat?
       
 (IMG) Bild: „Sieg! Dam, Dam-dadamm-dadamm, Sieg!”
       
       Was ist das eigentlich für ein Gefühl, festzustellen, dass die Dinge
       genauso scheiße sind, wie man es immer geahnt hat? Ein deprimierendes oder
       erfreuliches?
       
       Normale Menschen würden ob dieser Entdeckung vielleicht verzagen. Anders
       die Linke, die einst mit dem Versprechen angetreten war, dass das Morgen
       besser sein würde als das Heute, die sich aber längst der Überzeugung
       zugewandt hat, dass alles schlecht ist und nicht anders als immer
       schlechter werden kann. Linke also muss diese Nachricht entzücken:
       [1][„Fiese Rassismus-Attacke“] [2][(Bild)] gegen [3][Mesut Özil]. Denn das
       beweist: Das Gerede vom fröhlich-aufgeklärten „Partypatriotismus”?
       Propaganda! Das Bekenntnis zum Einwanderungsland? Schwindel! Deutschland?
       So verachtenswert wie eh und je.
       
       Was ist passiert? Irgendein ein Depp hat im Deppenmedium Internet Özil
       beschimpft. Genauer: Er hat getwittert: „Özil ist garantiert kein
       Deutscher! Ein Stück Papier ändert nicht die Abstammung.“ So denken und
       reden Nazis, und schön ist das nie, wenn Nazis denken und reden. Aber genau
       das ist der Erkenntniswert dieser Nachricht: Nazis haben extrem
       rechtsextreme Ansichten.
       
       Vielleicht ist der „Partypatriotismus” doch nicht so aufgeklärt, wie es die
       rot-grünen neopatriotischen Schlandland-Fans gern hätten. Ein Tweet aber
       reicht nicht, um die altlinke Sehnsucht nach Opfern zu stillen
       (Rassismusopfer Özil) und die wahre, also faschistische Fratze hinter der
       Begeisterung für Schlandland aufzuzeigen. Das zeigt schon die Quelle, der
       wir die Nachricht zu verdanken haben: der Titelseite der Bild. 
       
       Eine ganz andere Nummer sind da schon die „Sieg“-Rufe der deutschen Fans in
       polnischen Stadien. Wer „Sieg“ sagt, muss auch „Heil!“ sagen, weshab diese
       Schlachtrufe tatsächlich dazu geeignet sind, allen antideutschen Vorbehalte
       zu bestätigen und dem deutschen Fanblock ein donnerndes „Stalingrad!“
       entgegenzuschleudern und den Deutschen ein 0:4 gegen Griechenland an den
       Hals zu wünschen.
       
       Nun hat sich auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) in die, na
       ja, Debatte über Özil eingemischt. Die „rassistische Hetze im Internet“ sei
       widerwärtig, diktierte er der [4][Neuen Osnabrücker Zeitung], dem
       Zentralorgan für sinnlose Politikerzitate. Dabei versäumte es Friedrich –
       der Mann führt das nachweislich dümmste Ministerium des Landes – nicht, den
       „Fall Özil“ zu nutzen, um für die Vorratsdatenspeicherung zu werben. Es
       wird doch alles schlimmer.
       
       22 Jun 2012
       
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 (DIR) [4] http://www.noz.de/deutschland-und-welt/politik/64904929/innenminister-oezil-hetze-ist-widerwaertig
       
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