# taz.de -- Elbphilharmonie-Streit dauert an: Viel Harmonie ist nicht
       
       > Stadt und Baukonzern Hochtief haben sich noch nicht geeinigt, wie es mit
       > der Elbphilharmonie weitergeht. Nach Ablauf des Ultimatums soll am
       > heutigen Donnerstag eine Lösung präsentiert werden.
       
 (IMG) Bild: Eine Baustelle für die Ewigkeit: Die Elbphilharmonie.
       
       HAMBURG taz | Der Streit um die Elbphilharmonie geht weiter. Die Stadt und
       der Baukonzern Hochtief konnten sich am gestrigen Mittwoch noch nicht über
       das weitere Verfahren zur Fertigstellung der Konzerthalle in der Hafencity
       einigen. Das Ultimatum, das die Stadt Hochtief gestellt hatte, lief um
       Mitternacht ab. Dennoch gibt es Signale, dass eine Einigung zwischen den
       zerstrittenen Parteien in Reichweite sei. Damit deutet sich an, dass die
       Stadt ihre Drohung nicht wahr machen muss, das Konzerthaus in Eigenregie zu
       vollenden.
       
       „Wir sind noch in Gesprächen und werden uns am Donnerstag dazu äußern“,
       erklärte der Sprecher der Kulturbehörde, Enno Isermann, am
       Mittwochnachmittag. Zuvor war im Rathaus angedeutet worden, dass binnen
       Stunden mit einer „Vereinbarung der Vernunft“ zu rechnen sei.
       
       Hochtief gab am späten Nachmittag bekannt, weiter in Gesprächen mit allen
       Projektbeteiligten zu sein, „um eine Lösung für die offenen Fragen zu
       finden. In dieser Situation können wir uns leider nicht zum Stand des
       Verfahrens oder zu Inhalten äußern.“ Auch der Konzern will erst am heutigen
       Donnerstag eine Erklärung abgeben.
       
       Zuvor hatte die Stadt mit der Kündigung „aller Verträge“ gedroht, sollte
       sich der Essener Baukonzern nicht bereit erklären, die Arbeiten an dem Dach
       des Konzertsaals wieder aufzunehmen. Ein erstes Ultimatum war Ende Mai
       ergebnislos verstrichen, bei einem zweiten bis Ende Juni hatte Hochtief um
       eine Woche Fristverlängerung bis Mittwoch gebeten. „Wir werden der Stadt
       fristgerecht antworten“, hatte Hochtief-Sprecher Bernd Pütter noch am
       Dienstag versichert.
       
       Die Tätigkeiten auf der Baustelle ruhen bereits seit acht Monaten, weil
       sich Stadt und Baukonzern über die Sicherheit der Dachkonstruktion
       streiten. Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) forderte von
       Hochtief eine bedingungslose Zusage, das Saaldach zu Ende zu bauen.
       Außerdem müsse das Schiedsgerichtsverfahren, dem Hochtief zu einem früheren
       Zeitpunkt bereits zugestimmt hätte, endlich auf den Weg gebracht werden. Es
       soll sämtliche Rechtsstreitigkeiten um Mehrkosten und Bauzeitverlängerungen
       klären.
       
       Im Streit um die Ausführungsplanung der gesamten Haustechnik hatte die
       Stadt Hochtief zwei Varianten vorgeschlagen: Entweder übernimmt die Stadt
       diese Arbeiten allein oder Hochtief zusammen mit den Architekten Herzog &
       de Meuron, den ursprünglichen Ideengebern für das Konzerthaus auf dem
       Kaispeicher A in der Hafencity. Außerdem solle ein endgültiger Zeitplan
       vorgelegt werden. Sollte Hochtief diese Forderungen nicht erfüllen, wolle
       die Stadt das Konzerthaus in eigener Regie weiterbauen. Dafür gebe es die
       städtische Realisierungsgesellschaft Rege als Bauträger. „Bei der
       Elbphilharmonie gibt es nichts, was nicht zu bewältigen ist“, hatte
       Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vorige Woche versichert.
       
       Seit Jahren streiten sich die Stadt und Hochtief um das spektakuläre
       Bauwerk. Ursprünglich sollte es 125 Millionen Euro kosten, davon 77
       Millionen Euro für die öffentliche Hand. Mittlerweile liegen die Kosten für
       den Steuerzahler bei mindestens 323 Millionen Euro, die Gesamtkosten weit
       über einer halben Milliarde Euro. Die Eröffnung, einst für 2010 geplant,
       ist jetzt frühestens für 2015 vorgesehen.
       
       4 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Streit um Bau der Elbphilharmonie: Vielleicht bald Harmonie an der Elbe
       
       Hamburg und Hochtief einigen sich auf Regeln für den Weiterbau des
       Konzerthauses. Baufirma und Architekten sollen gemeinsam planen. Mitte 2015
       soll es fertig sein.
       
 (DIR) Elbphilharmonie-Intendant über Musikvermittlung: "Wir wollen eine Durchmischung"
       
       Hamburgs Elbphilharmonie existiert noch nicht, die Elbphilharmonie-Konzerte
       gibt es aber sehr wohl. Seit drei Jahren müht sich deren Intendant
       Christoph Lieben-Seutter, auch junges und migrantisches Publikum in die
       Konzertsäle zu holen. Mit wechselhaftem Erfolg und etlichen Überraschungen.
       
 (DIR) Elbphilharmonie: Ultimatum läuft aus
       
       Am Donnerstag muss Hochtief das Elbphilharmonie-Dach absenken, sonst droht
       die Kündigung. Aber die Zuständigen tun so, als gäbe es das Ultimatum nicht
       
 (DIR) Elbphilharmonie-Kostenstreit: Ein bisschen geschwindelt
       
       Stadt Hamburg wollte Akten zurückdatieren lassen. Vielleicht, um zu
       vertuschen, dass eine 107-Millionen-Nachzahlung nicht lückenlos geprüft
       war.
       
 (DIR) Ex-Staatsrat deckt Elbphilharmonie-Filz auf: Der Geschasste packt aus
       
       Senat schützte den städtischen Verhandler Wegener, obwohl er dessen
       Methoden misstraute. Das sagt Ex-Kulturstaatsrat Stuth im
       Untersuchungsausschuss.
       
 (DIR) Hamburgs verhuschte Elbphilharmonie-PR: Ängstlich wie ein Lämmlein
       
       Obwohl die Stadt stets vorgeführt wird, wenn neue Vorwürfe des Baukonzerns
       Hochtief durch die Medien geistern, kontert sie nicht mit offensiver PR.
       Eine Reflexion.
       
 (DIR) Bau der Hamburger Philharmonie: Disharmonie an der Elbe
       
       Verzögert, verspätet, verplant: Bis jetzt ist die unfertige Elbphilharmonie
       nicht mehr als ein Symbol für Missmanagement. Die Kosten haben sich
       vervierfacht.