# taz.de -- Einigung bei Damp-Kliniken: Friedenspfeife bei Nachtsitzung
       
       > Der Tarifkonflikt bei den Damp-Kliniken ist beigelegt. Die 1.000
       > Kündigungen in der Servicegesellschaft sind vom Tisch, eine
       > Beschäftigungssicherung für mindestens 18 Monate wurde vereinbart.
       
 (IMG) Bild: Dieser Streik hat sich gelohnt: Die Beschäftigten der Damp-Einrichtungen bekommen mehr Lohn.
       
       HAMBURG taz | Der erbitterte Tarifkonflikt bei der Klinik-Gruppe Damp ist
       beigelegt. In der Nacht zum Mittwoch einigten sich in Berlin die
       Gewerkschaft Ver.di und der Fresenius Gesundheitskonzern, zu dem Helios
       gehört, auf einen neuen Tarifvertrag für die 5.600 Beschäftigten in den
       neun Kliniken in Norddeutschland. Die vor knapp zwei Wochen ausgesprochenen
       1.000 Kündigungen bei der Zentralen Service Gesellschaft (ZSG) sind damit
       vom Tisch.
       
       „Dieses Ergebnis ist vor allem der Entschlossenheit der Beschäftigten und
       der Unterstützung der Öffentlichkeit, Patienten und Politik zu verdanken“,
       sagt Ellen Paschke aus dem Ver.di-Bundesvorstand.
       
       Auch die Helios GmbH, die gerade bei der geplanten Übernahme des
       Rhön-Klinikums mit allein elf Standorten im Norden Schiffbruch erleiden
       musste, ist erleichtert. „Wir sind froh, dass der Streit und damit der
       Streik jetzt beendet ist“, sagte Helios-Regionalgeschäftsführer Nord-West,
       Jörg Reschke. „Es war eine Tarifauseinandersetzung, die wir als Unternehmen
       und ich persönlich in dieser Vehemenz noch nicht erlebt haben.“
       
       Unter Druck geraten ist Helios zuletzt auch, weil die Krankenkassen und
       einige Kostenträger angekündigt hatten, wegen der Streiks und der
       unzureichenden Versorgung keine Patienten mehr in die Damp-Kliniken zu
       schicken.
       
       Der Konflikt war eskaliert, als Helios 1.000 ZSG-Beschäftigten als Reaktion
       auf die Ankündigung des Streiks gekündigt hatte. Angeblich hätten die
       Damp-Klinken die Verträge wegen des Ausstandes mit der Damp-eigenen ZSG
       gekündigt.
       
       Dabei ist es kein Geheimnis, dass Helios bereits begonnen hatte, dezentrale
       Service-Gesellschaften mit Dumpinglöhnen aufzubauen. Daher ist Ver.di
       erfreut, den „Frontalangriff auf das Streikrecht“, wie es Ver.di-Chef Frank
       Bsirske am Samstag auf einer Kundgebung formulierte, abwehren zu können.
       
       Die Tarifeinigung sieht nämlich jetzt vor, dass die ZSG-Beschäftigten
       während der Abwicklungsphase ihrer Gesellschaft in neue regionale
       Helios-Servicegesellschaften zu den bisherigen Konditionen wechseln können.
       Das könnte für 800 Beschäftigte der Fall sein. Die etwa 200 Mitarbeiter,
       die keinen neuen Job finden, können bis zu 18 Monate in einer von Helios
       finanzierten Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft unterkommen.
       
       Finanzielle Verbesserungen konnte Ver.di auch für das originäre
       Klinikpersonal an den fünf Akutkliniken und vier Reha-Einrichtungen
       durchsetzen. Sie erhalten rückwirkend zum 1. Mai 3,5 Prozent mehr Gehalt
       und weiter 1,4 Prozent ab 2013. An den Akutkliniken bekommt das Personal
       analog zu dem Tarifvertrag im Öffentlichen Dienst ab August 2013 nochmals
       1,4 Prozent mehr Geld. Das Weihnachtsgeld wird auf 80 Pozent eines
       Monatsgehaltes angehoben „Es ist gut, dass Fresenius Helios mit dem
       Tarifabschluss die qualitativ hochwertige Leistung der Beschäftigten
       anerkennt“, würdigt Ver.di-Frau Paschke das Ergebnis, das noch in einer
       Urabstimmung abgesegnet werden muss.
       
       Unterdessen ist das nicht ärztliche Personal an der Asklepios Nordseeklinik
       in Westerland auf Sylt am Mittwoch in den unbefristeten Streik getreten.
       Betroffen seien die Bereiche Pflege, Verwaltung und Hauswirtschaft, sagte
       Ursula Rummel vom Ver.di-Bezirk Westküste. 70 Mitarbeiter versammelten sich
       vormittags vor der Klinik. Ver.di fordert den Abschluss eines Tarifvertrags
       sowie 14,5 Prozent mehr Gehalt, um auf der teuren Insel an das Lohnniveau
       vergleichbarer Klinken auf dem Festland anzuknüpfen. Ver.di hofft, in der
       Urlaubssaison besser Druck auf Asklepios ausüben zu können. „Die Insel ist
       voll“, sagt Rummel und Asklepios-Sprecher Rudi Schmidt kündigte an, nach
       der gewährten 3,5 Prozent Gehaltserhöhung in der Nordseeklinik erst mal
       abwarten zu wollen. Es handele sich um einen „normalen Arbeitskampf“.
       
       4 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Tarifkonflikt an der Nordseeklinik: Zuckerbrot und Peitsche
       
       An der Nordseeklinik auf Sylt lehnt es der Asklepios-Konzern ab, mit der
       Gewerkschaft zu verhandeln - selbst wenn das bedeutet, dass Patientenbetten
       leer stehen.
       
 (DIR) Kommentar: Tarif-Einigung bei Damp Kliniken: Die Politik muss handeln
       
       Der Tarifkonflikt bei den Damp Kliniken zeigt, dass politischer
       Handlungsbedarf besteht, weil es gefährlich ist, wenn Rendite das Handeln
       der Klinik-Manager bestimmt.
       
 (DIR) Private Klinikbranche: Neue Jobs zu schlechteren Konditionen
       
       Der Helios-Konzern kündigt 1.000 Beschäftigten in Rehakliniken. Mitarbeiter
       von anderen Häusern, die vor der Übernahme stehen, dürften den Wink
       verstehen.
       
 (DIR) Streit um Ostsee-Klinik: Erpressung als Joker
       
       Im Tarifkonflikt bei der Damp-Holding ist 1.000 Service-Mitarbeitern
       gekündigt worden. Die Gewerkschaft Ver.di nennt das "verwerflich".
       
 (DIR) Streit bei Klinikkonzern: Verband aus dem Hut gezaubert
       
       In den norddeutschen Damp-Kliniken soll ein Streik für einen neuen
       Tarifvertrag sorgen. Einige Häuser haben längst einen - sagt der
       Arbeitgeber.