# taz.de -- Wahlen in Libyen: 140 Parteien für 2,7 Millionen Wähler
       
       > Der Osten des Landes fühlt sich bei der Zuteilung der Sitze im Parlament
       > benachteiligt. Eine Folge des Konflikts sind Störungen der
       > Vorbereitungen.
       
 (IMG) Bild: Helfer bereiten Unterlagen für die erste freie Wahl Libyens vor.
       
       TRIPOLIS/BERLIN taz | Am kommenden Samstag wird in Libyen das erste
       Parlament (Nationalkongress) der Nach-Gaddafi-Ära gewählt. Mehr als 140
       Parteien treten an. Von den 200 zu vergebenden Sitzen werden 80 über
       Parteilisten vergeben, für die anderen treten Unabhängige an.
       
       Die Parteien haben 1.200 Kandidaten aufgestellt, 2.500 sind unabhängig. 80
       Prozent der 2,7 Millionen wahlberechtigten Libyer haben sich in die
       Wählerlisten eingeschrieben. Es wird also eine sehr hohe Wahlbeteiligung
       erwartet.
       
       Das Parlament soll binnen 30 Tagen eine Übergangsregierung bestimmen, die
       den bisherigen Übergangsnationalrat ablöst. Außerdem sollen die
       Abgeordneten ein Komitee zusammenstellen, das innerhalb von vier Monaten
       eine neue Verfassung erarbeitet, über die dann in einem Referendum
       abgestimmt werden soll. In einem Jahr sollen die Libyer erneut an die Urnen
       gebeten werden, um ein reguläres Parlament zu wählen.
       
       Von den 200 Sitzen geht der größte Anteil an die Hauptstadt Tripolis und
       die Nafusa-Berge, die 102 Sitze erhalten. Der ölreiche Osten, wo die
       Revolution im Februar 2011 begann, erhält 60, der dünn besiedelte Süden 29
       und Zentrallibyen rund um Sirte 9 Sitze.
       
       Diese Regelung stieß im Osten des Landes auf Erbitterung. Politiker,
       Milizenchefs und Stammesführer sehen darin eine Fortsetzung der
       Diskriminierung ihres Landesteils unter Gaddafi. Versuche, bei der
       Zentralen Wahlkommission in Tripolis eine Änderung zu bewirken,
       scheiterten.
       
       Am Montag stürmten Demonstranten und Milizionäre das Büro der
       Wahlkommission in Benghasi und entwendeten Urnen. Nach Angaben lokaler
       Medien handelte es sich um Anhänger einer Bewegung, die mehr Autonomie für
       den Osten fordert. Auch in Tobruk drangen Demonstranten in das Büro der
       Wahlkommission ein und zerstörten die Einrichtung. Der Konflikt zwischen
       den Regionen wird eine der großen Herausforderungen für die neue Regierung
       sein.
       
       6 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) K. El-Gawhary
 (DIR) B. Seel
       
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