# taz.de -- Schredder-Skandal beim Verfassungsschutz: Spitzel wusste nichts über NSU
       
       > Verfassungsschutzchef Fromm versucht, die Schredder-Affäre aufzuklären.
       > Der V-Mann, dessen Akten zerstört wurden, sollte sich zum NSU umhören –
       > fand aber nichts heraus.
       
 (IMG) Bild: V-Mann „Tarif“ wusste nichts vom NSU, sagt Heinz Fromm.
       
       BERLIN taz | Einer der V-Leute, dessen Akten von einem Referatsleiter im
       Bundesamt für Verfassungsschutz geschreddert wurden, war in die Suche nach
       dem Neonazitrio Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe eingebunden. Das räumt der
       scheidende Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm in einem als geheim
       eingestuften Schreiben an das Bundesinnenministerium ein und bestätigt so
       einen taz-Bericht von voriger Woche.
       
       Laut Fromm war im Juni 1999 ein V-Mann mit dem Decknamen „Tarif“, der
       damals in der niedersächsischen Neonaziszene aktiv war, dazu aufgefordert
       worden, sich nach dem späteren NSU-Trio „umzuhören“. In dem Jahr war von
       den Geheimdiensten vermutet worden, dass die drei Anfang 1998
       Untergetauchten von einer Neonazigröße in Niedersachsen Unterstützung bei
       der Flucht bekommen könnten. In das Bundesland war auch einer ihrer
       mutmaßlichen Helfer gezogen.
       
       Allerdings hat der vom Staat bezahlte V-Mann „Tarif“ nach Angaben von Fromm
       in diesem Fall angeblich nichts beitragen können. „Tarif“ hat, heißt es in
       dem Schreiben ans Innenministerium wörtlich, „hierzu keine Informationen
       geliefert“.
       
       Unterlagen zu V-Mann „Tarif“ waren zusammen mit sechs weiteren Akten von
       bezahlten Informanten des Bundesamts für Verfassungsschutz in der
       rechtsextremen Szene vernichtet worden. Wie Ende Juni bekannt wurde, ließ
       ein Referatsleiter sie unmittelbar nach Auffliegen des
       Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) im November 2011 vernichten.
       Vorige Woche bat der seit Juni 2000 an der Spitze des Bundesamts stehende
       Fromm um seine vorgezogene Entlassung in den Ruhestand.
       
       In seinem zehn Seiten langen, geheimgehaltenen Schreiben an das
       Bundesinnenministerium, das von vergangener Woche stammt, schreibt Fromm,
       dass wohl ein Großteil der vernichteten Unterlagen und Daten aus anderen
       Akten rekonstruiert werden könnte – aber eben nicht alle. Zu einem
       möglichen Motiv des Aktenschredderers wird in dem Schreiben nichts erwähnt.
       In dieser Woche soll der von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU)
       beauftragte Sonderermittler Hans-Georg Engelke versuchen, Licht ins Dunkel
       zu bekommen.
       
       Doch ob das Vertrauen in den Verfassungsschutz so wieder hergestellt werden
       kann, das bezweifelt selbst der langjährige Behördenchef Heinz Fromm. „Das
       wird sehr schwer, wenn man das realistisch betrachtet“, sagte er
       vergangenen Donnerstag vor dem NSU-Untersuchungsausschuss, „wenn es
       überhaupt geht“.
       
       9 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Schmidt
       
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