# taz.de -- Studie zur Transparenz: Banken viel zu zugeknöpft
       
       > Die Finanzbranche bekommt miese Noten bei Transparenzstudie. Auch
       > deutsche Firmen haben Nachholbedarf. Sieger des Rankings: ein Ölkonzern.
       
 (IMG) Bild: Wohin das Geld so fliegt, fragt Transparency International.
       
       Sie sind nicht nur von Berufs wegen Geheimniskrämer – Banken und
       Finanzinstitute sind auch bedrohlich intransparent. Zu diesem Schluss kommt
       eine neue Untersuchung der Korruptionswächter von Transparency
       International (TI).
       
       Bei der Frage nach Einsichtsmöglichkeiten in die Geschäfte der 105 weltweit
       größten börsennotierten Unternehmen schnitt die Geldbranche besonders
       schlecht ab. „Die Studie belegt erneut, dass wir mehr Regulierung und
       verbindliche Berichtsstandards für den Finanzsektor brauchen“, sagte die
       deutsche TI-Chefin Edda Müller am Dienstag in Berlin. Man könne nicht
       Steuergelder zur eigenen Rettung kassieren und sich gleichzeitig weigern,
       die selbst gezahlten Steuern zu veröffentlichen.
       
       Für die Studie hat TI öffentlich zugängliche Informationen ausgewertet. Die
       Organisation sieht einen Zusammenhang zwischen der Transparenz eines
       Unternehmens und seiner Korruptionsanfälligkeit. Die Angaben zu Gewinnen
       und Steuerzahlungen in armen Ländern mit fragwürdigen Regierungsstrukturen
       seien oft zu dürftig, es gebe zudem zu wenig Angaben über
       Antikorruptionsprogramme, meint TI.
       
       Mehr als die Hälfte der untersuchten Firmen mit einem Börsenwert von
       insgesamt 11 Billionen Dollar hätten keine Aussagen darüber gemacht, ob sie
       Gelder an Parteien und Politiker zahlten. Vor allem der Finanzsektor gab
       sich zugeknöpft: Von zehn möglichen Transparenzpunkten erhielten die 24
       untersuchten Banken und Versicherungen im Schnitt 4,2 Punkte.
       
       Besonders bei der Berichterstattung über Geschäftsaktivitäten in einzelnen
       Ländern machten sie dicht. „Banken sind intern schon sehr
       korruptionsanfällig, insbesondere Investmentbanken, die mit
       Spekulationsgeschäften ihr Geld verdienen“, sagt Wirtschaftswissenschaftler
       Rudolf Hickel. Das zeige sich auch beim derzeitigen Libor-Skandal der
       britischen Barclays Bank. Dabei geht es um angebliche Manipulationen des
       Interbankenzinssatzes Libor. Barclays rangiert im hinteren Drittel der
       Rangliste. Auf den letzten fünf Plätzen stehen vier Finanzunternehmen,
       darunter drei chinesische Banken sowie Berkshire Hathaway, die
       Investmentfirma von US-Milliardär Warren Buffet. Auch Internetfirmen wie
       Amazon oder Google landeten auf hinteren Plätzen.
       
       Transparenzsieger ist der norwegische Öl- und Gaskonzern Statoil mit 8,3
       Punkten. Statoil veröffentlichte freizügig über Antikorruptionsprogramme
       und Tochtergesellschaften. Deutsche Konzerne rangierten im oberen Drittel
       der Liste. Mit einem Wert von 6,7 landete BASF auf Platz sieben. Die
       Telekom belegte Platz 29, der Energiekonzern Eon Platz 30. Für Edda Müller
       dennoch kein befriedigendes Ergebnis: „Keines der sieben Unternehmen aus
       Deutschland veröffentlicht, wie viel Steuern ihre Töchter in den jeweiligen
       Ländern zahlen, in denen sie tätig sind.“ Nur so könne festgestellt werden,
       ob Regierungen geschmiert oder Steuern umgangen werden.
       
       10 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasmin Kalarickal
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Libor
       
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