# taz.de -- Kommentar Altmaiers Klimapolitik: Fortschritt braucht Konflikt
       
       > Umweltminister Altmaier tritt den Zweifeln am Gelingen der Energiewende
       > defensiv entgegen. Doch wer Konflikte scheut, darf sich nicht wundern,
       > wenn es nicht vorangeht.
       
       Auf internationalem Parkett findet der Umweltminister große Worte. Beim
       Treffen zur Vorbereitung der nächsten Klimakonferenz beklagt Peter Altmaier
       die Lücke zwischen dem Notwendigen und dem Beschlossenen, warnt vor
       weiteren Verzögerungen und fordert mutige Schritte, um die internationalen
       Verhandlungen wieder in Gang zu bringen.
       
       Das ist alles richtig. Aber es steht in einem auffälligen Kontrast zur
       aktuellen Situation in Deutschland, wo CDU-Mann Altmaier den immer lauter
       werdenden Zweifeln am Gelingen der Energiewende äußerst defensiv
       entgegentritt. In vorauseilendem Gehorsam gegenüber jenen Lobbyisten, die
       im Kampf gegen erneuerbare Energien auf einmal ihr Herz für
       Hartz-IV-Empfänger entdecken, erklärt Altmaier niedrige Strompreise zu
       seiner „höchsten Priorität“.
       
       Und als Reaktion auf die Blockadestrategie seines Kabinettskollegen Philipp
       Rösler, der als FDP-Wirtschaftsminister konsequent alle wirksamen Maßnahmen
       zur Effizienzsteigerung verhindert, zweifelt Altmaier die Erreichbarkeit
       der Einsparziele beim Stromverbrauch an.
       
       Dass es nicht leicht wird, die Ziele zu erreichen, damit hat Altmaier
       völlig recht. Aber das ist nicht technisch begründet, sondern liegt an der
       starken Lobby der fossilen Ineffizienzwirtschaft. Als Umweltminister wäre
       es Altmaiers Aufgabe, dieser etwas entgegenzusetzen und für die Ziele zu
       kämpfen.
       
       Auf internationaler Ebene hat sich nach vielen gescheiterten Konferenzen
       die Erkenntnis durchgesetzt, dass nicht der langsamste Staat das Tempo
       bestimmen darf, wenn etwas erreicht werden soll. Das Gleiche gilt auch zu
       Hause: Wer Konflikte scheut und seine Ziele darum am langsamsten
       Kabinettsmitglied ausrichtet, darf sich nicht wundern, wenn es nicht
       vorangeht.
       
       16 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
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