# taz.de -- Grönlands Petermann-Gletscher schrumpft: Ein von sterbender Kälte erfüllter Gigant
       
       > Nach einem Eisabbruch ist der Petermann-Gletscher nun so klein wie seit
       > 150 Jahren nicht. Forscher glauben, dass ein ständig zunehmendes
       > Abschmelzen bevorsteht.
       
 (IMG) Bild: Hat mit der raschen Abfolge von Eisabbrüchen zu kämpfen: der Petermann-Gletscher im Nordwesten Grönlands.
       
       STOCKHOLM taz | Ein Eiskoloss mit einer Fläche von etwa 120
       Quadratkilometern ist vom Petermann-Gletscher an der Nordwestspitze
       Grönlands abgebrochen. Nach einem etwa doppelt so großen Abbruch bereits
       vor zwei Jahren hat sich die Zunge des Gletschers, der zu den nördlichsten
       der Erde gehört, so weit zurückgezogen wie seit mindestens 150 Jahren nicht
       mehr.
       
       Ozeanografen und Klimaforscher sehen die Entwicklung als Konsequenz der
       Erwärmung, die in der arktischen Region von Nordwestgrönland-Nordostkanada
       mehr als fünfmal höher ist als im Erddurchschnitt.
       
       „Wir können nun mit eigenen Augen sehen, wie schnell sich der Eisschild
       Grönlands verändert“, sagt Ozeanograf und Eisforscher Andreas Münchow von
       der US-Universität Deleware, der mit kanadischen Forschern den Abbruch auf
       Nasa-Satellitenbildern als Erster entdeckte: „Auch wenn die abgebrochene
       Fläche nicht so spektakulär ist wie die von 2010, ist es doch die rasche
       Aufeinanderfolge solch großer Eisabbrüche.“
       
       Zwar könne man den Petermann-Gletscher nicht allein als Warnsignal ansehen,
       aber das Gesamtbild sei eindeutig: „Der grönländische Eisschild schmilzt
       und schrumpft in Fläche und Stärke als Resultat globaler
       Temperaturänderungen in Atmosphäre und Meeren und damit verbundenen
       Änderungen im Zirkulationsmuster von atmosphärischen und Meeresströmungen.“
       
       Auch das Arktiseis ist laut Berechnungen des US-„National Snow and Ice Data
       Center“ im Juni 2012 so stark geschrumpft wie in keinem
       Juni-Vergleichsmonat zuvor und hat nun die zweitniedrigste Ausdehnung seit
       Beginn der Satellitenmessungen 1979.
       
       Sebastian H. Mernild, Klimaforscher am Los Alamos National Laboratory,
       bestätigt diese Entwicklung auf Grundlage von Modellberechnungen, die man
       dort vorgenommen hat. Danach habe man den Tipping Point für das
       grönländische Inlandeis – den Punkt, ab dem ein ständig zunehmendes
       Abschmelzen stattfindet – auf den Beginn der 2040er Jahre berechnet:
       „Dieses Szenario scheint sich leider zu bewahrheiten.“
       
       19 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Antarktis
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Antarktischer Riesengletscher schmilzt: Unumkehrbarer Eisverlust
       
       Der Pine-Island-Gletscher in der Antarktis schmilzt laut einer Studie immer
       stärker. Der Meeresspiegel könnte infolgedessen bis zu einem Zentimeter
       ansteigen.
       
 (DIR) Jahrestagung der Walfangkommission: Tourismusfleisch ist Ladenhüter
       
       Wale fangen ist Ureinwohnern wie den Inuit in Grönland erlaubt. Auf der
       Jahrestagung der Wahlfangkommission steht diese Ausnahmegenehmigung jedoch
       in der Kritik.
       
 (DIR) Seltene Erden: Grönlands strahlende Aussichten
       
       Auf der Arktisinsel wurden reiche Vorkommen an den für die IT-Industrie
       wichtigen Seltenen Erden entdeckt. Allerdings entsteht beim Abbau der
       Metalle radioaktiver Abfall.
       
 (DIR) Öl- und Gasbohrungen im hohen Norden: Arktik unversicherbar
       
       Die Versicherungsbörse Lloyd's erklärt Öl- und Gasbohrungen in arktischen
       Gewässern zum unkalkulierbaren Risiko. Man wisse nicht genug über das
       Ökosystem.
       
 (DIR) Das gefährliche Maß der Erwärmung: Grönlands Eisdecke in Gefahr
       
       Sollten die Kohlendioxid-Emissionen weiter steigen, droht der Verlust der
       grönländischen Eisdecke. Spanische und deutsche Wissenschaftler simulierten
       das Szenario nun am Computer.