# taz.de -- SPD-Laizisten sind verärgert: „Verfehlte Festlegung“
       
       > Union, FDP, SPD und Grüne sind auf der Suche nach einem
       > Beschneidungs-Konsens. Innerhalb der SPD und Linkspartei finden sich
       > Skeptiker.
       
 (IMG) Bild: So häufig wie in den letzten Tagen war das männliche Glied wohl nie in den Medien vertreten.
       
       BERLIN taz | Im Anschluss an die Bundestagsabstimmung über die Hilfsgelder
       für spanische Banken sollen die Abgeordneten an diesem Donnerstag auch über
       einen Entschließungsantrag zum Thema Beschneidung abstimmen. Das Kölner
       Landgerichts hatte Beschneidung als Körperverletzung bewertet, in die
       Eltern nicht wirksam einwilligen können.
       
       Orthodoxe Rabbiner und muslimische Verbände kritisierten das Urteil scharf.
       
       Nun wollen Union, FDP, SPD und Grüne eine parteiübergreifende Entschließung
       einbringen. In dem Antrag soll die Bundesregierung aufgefordert werden,
       einen Gesetzentwurf einzubringen, der Beschneidungen von Jungen für
       straffrei erklärt. In dem Papier fordern die Parlamentarier, die künftige
       Regelung müsse eine „praktische Konkordanz“ zwischen dem Kindeswohl, der
       Religionsfreiheit und dem Recht der Eltern auf religiöse Erziehung
       herstellen.
       
       Skeptiker finden sich in den Reihen der SPD und der Linkspartei. Bei den
       Linken sagt Innenexperte Raju Sharma, er halte das Urteil des Landgerichts
       Köln für „richtig und nachvollziehbar“: die Entscheidung für oder gegen
       eine Religionsgemeinschaft solle ein mündiger Bürger aus freien Stücken
       treffen.
       
       Und bei den Sozialdemokraten erklärt der BundessprecherInnenkreis der
       SPD-LaizistInnen, man halte „die Festlegung der SPD-Spitze zugunsten einer
       umfassenden Legalisierung von Beschneidungen an männlichen Kindern aus
       religiösen Gründen für verfehlt“.
       
       19 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Maier
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Besser
       
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