# taz.de -- Bloggerin unter den Toten von Denver: „Film beginnt erst in 20 Minuten“
       
       > Erst vor sechs Wochen überlebte sie einen Amoklauf in einem
       > Einkaufszentrum in Toronto, nun fiel Jessica Ghawi dem Todesschützen von
       > Aurora zum Opfer.
       
 (IMG) Bild: Trauer in Aurora.
       
       AURORA dapd | Die 25-jährige Sportreporterin und Bloggerin saß in der
       Mitternachtspremiere von „The Dark Knight Rises“, wo sie einen Kopfschuss
       erlitt. Erst vor sechs Wochen überlebte sie einen Amoklauf in einem
       Einkaufszentrum in Toronto, nun fiel Jessica Ghawi dem Todesschützen von
       Aurora zum Opfer. Ihr Bruder Jordan Ghawi sagte, der Tod der jungen Frau
       sei ein Schock für die Familie.
       
       Er hatte in seinem Blog und via Twitter über die Erlebnisse seiner
       Schwester berichtet, über die ihn ein Freund informierte, der ebenfalls im
       Kino saß. Dieser gemeinsame Freund habe beschrieben, dass er und Jessica zu
       Beginn des Amoklaufs in Deckung gegangen seien. Jessica Ghawi habe eine
       Schusswunde im Bein erlitten und geschrien, während der Freund versucht
       habe, sie zu beruhigen und die Blutung zu stoppen.
       
       Der Freund, der in dem Blog nur als Brent bezeichnet wird, habe sich weiter
       um die Wunde gekümmert, bevor er bemerkt habe, dass Jessica nicht mehr
       schrie. Sie sei in den Kopf geschossen worden. Auch Brent erlitt zwei
       Schusswunden, konnte sich aber retten und wird überleben. Jordan Ghawi
       lobte den Mann als Helden. Mit Jessica starben elf weitere Menschen.
       
       Die 24 Jahre alte Jessica Ghawi war vor etwa einem Jahr von Texas nach
       Denver gezogen und hatte ein Praktikum bei dem Radiosender Mile High Sports
       Radio gemacht. In ihrem Blog beschrieb sie ausführlich das Schüsse im
       Einkaufszentrum Eaton Centre in Toronto, bei dem zwei Menschen getötet und
       mehrere weiter verletzt wurden. „Ich habe am Samstag erfahren, wie
       zerbrechlich das Leben ist“, schrieb sie. „Ich sah die Angst auf den
       Gesichtern der Menschen. Ich sah die Opfer eines sinnlosen Verbrechen. Ich
       sah, wie sich Leben änderten. Ich wurde daran erinnert, dass wir nicht
       wissen, wann oder wo unsere Zeit auf der Erde endet.“
       
       Der Radiomoderator Peter Burns, der beim Mile High Sports Radio mit Jessica
       zusammenarbeitete, erklärte, das Erlebnis habe sie zwar erschreckt, aber
       ihr auch Mut gegeben, ihre Träume zu verfolgen. Ihr früherer Kollege Mike
       Taylor beim Radiosender KTKR-AM in San Antonio sagte, Jessica habe nur
       zögerlich ihren Nachnamen in „Redfield“ geändert, weil er leichter
       auszusprechen und eine Anspielung auf ihre roten Haare sei.
       
       Jessica Ghawi nutzte unter ihrem neuen Namen ausgiebig soziale Medien. In
       ihrem letzten Tweet hieß es in Großbuchstaben: „Film beginnt erst in 20
       Minuten“.
       
       22 Jul 2012
       
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