# taz.de -- Kommentar Abschlussbericht Fukushima: Größte anzunehmende Plattitüde
       
       > Aus jedem GAU kann man etwas lernen. Aber nie genug, um den nächsten zu
       > verhindern. Dass der Abschlussbericht konstatiert, Fukushima wäre
       > vermeidbar gewesen, ist perfide.
       
       Hinterher ist man immer schlauer. Und so ist es nicht mehr als eine
       Plattitüde, dass der Fukushima-Abschlussbericht einer
       Untersuchungskommission nun zu dem Schluss kommt, die Katastrophe wäre
       vermeidbar gewesen.
       
       Denn zwangsläufig muss man bei einer durch technische Anlagen ausgelösten
       Katastrophe zu exakt dieser Erkenntnis kommen. So wie man auch von jedem
       Verkehrsunfall im Rückblick sagen kann, wie er abzuwenden gewesen wäre.
       
       Politisch betrachtet, ist die Erkenntnis, der mehrfache Super-GAU von Japan
       sei vermeidbar gewesen, gleichwohl perfide. Denn so platt die Aussage an
       sich ist, so soll sie doch suggerieren, dass es nur menschliches Versagen
       war, was die Heimat von mehr als 100.000 Menschen unbewohnbar machte.
       
       Im Umkehrschluss soll damit die Atomtechnik entlastet werden gemäß dem
       Spielplan: Wir haben die Ursache des verhängnisvollen Unfalls gefunden, wir
       werden handeln, wir werden ähnliche Versäumnisse künftig ausschließen. Die
       Technik selbst, so die Botschaft, war und ist sicher.
       
       Ein absurdes Spiel. Die einzige vernünftige Erkenntnis aus Fukushima kann
       nur sein, dass Kernspaltung eine Technik ist, die nicht in jeder Situation
       beherrschbar ist. Sie ist hochriskant, weil Fehler zum Desaster führen
       können. Zwar kann man aus jedem GAU etwas lernen, aber eben nie genug, um
       den nächsten GAU zu verhindern – und wie der aussehen könnte, dafür gibt es
       unzählige Szenarien, die auch Atomexperten nicht überblicken.
       
       Doch diese unbekannten Risiken verdrängen viele Politiker und Ingenieure
       seit Jahrzehnten. Erinnert sei daran, wie Atomwissenschaftler in den
       achtziger Jahren noch zum Besten gaben, der größte anzunehmende Unfall in
       einem Leichtwasserreaktor sei der Bruch einer Hauptkühlmittelleitung. In
       Fukushima stehen exakt solche Leichtwasserreaktoren. Es ist an der Zeit, zu
       fragen: Wie oft noch will die Welt hinterher schlauer sein?
       
       23 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernward Janzing
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
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