# taz.de -- Kämpfe in Aleppo: Vom Handels- zum Kriegsschauplatz
       
       > Die Kämpfe in der syrischen Stadt Aleppo sind wieder aufgeflammt. Bis vor
       > Kurzem lebten hier Sunniten, Kurden, Christen und andere friedlich
       > zusammen.
       
 (IMG) Bild: Umkämpft und in Trümmern: Aleppo.
       
       BERLIN taz/afp | Nach der nächtlichen Gefechtspause sind die Kämpfe um die
       syrische Millionenmetropole Aleppo am Sonntagmorgen wieder aufgeflammt. Die
       Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London meldete Gefechte
       aus den Vierteln Bab al-Dschadid, Sahra und Arkuba.
       
       Die Regierungstruppen setzten Kampfflugzeuge ein, es seien Explosionen zu
       hören. Ein Kommandeur der Rebellen hatte zuvor berichtet, die Angriffe auf
       das von den Aufständischen gehaltene Viertel Salaheddin hätten
       zwischenzeitlich aufgehört.
       
       Laut einem afp-Reporter war es den Rebellen am Samstag gelungen, die
       Angriffe auf das Viertel zurückzuschlagen. Die Aufständischen versuchten
       nun, die Polizeiwache des Stadtteils Salhin einzunehmen, um von dort
       Kontakt zu den Rebellen im ebenfalls von ihnen gehaltenen Viertel Sahur zu
       haben. Eigenen Angaben zufolge zerstörten sie mehrere Panzer der
       Regierungstruppen.
       
       Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden am Samstag landesweit 168
       Menschen getötet, darunter 94 Zivilisten, 41 Soldaten und 33 Rebellen. Am
       Sonntag starben demnach bereits vier Menschen bei den Kämpfen. Neben Aleppo
       gab es der Organisation zufolge auch Gefechte um das Hauptquartier der
       Polizei in der zentralsyrischen Rebellenhochburg Homs.
       
       ## Die Altstadt von Aleppo
       
       Zu Friedenszeiten war es auch für erfahrene Arabienreisende stets ein
       wunderbares Erlebnis, in die Altstadt von Aleppo einzutauchen. Alle
       orientalischen Klischees vereinte das historische Stadtzentrum in sich,
       während seine Peripherie von immer mehr uninspirierten Neubauten bestimmt
       wurde. Und alle Wege führten zur mittelalterlichen Zitadelle, die imposant
       über der Stadt thront.
       
       In einem der größten überdachten Souks Arabiens duftete es nach Gewürzen,
       die aus offenen Säcken dargeboten wurden. Die Händler steckten Besuchern
       volle Hände Pistazien und raffiniert gerösteter Nüsse entgegen. Kleine
       Familienbetriebe fertigen die in ganz Arabien berühmten syrischen Dessous –
       auch BHs, die per Fernbedienung von der Trägerin fielen oder per
       Batteriebetrieb „I love you“ quäkten.
       
       Mit ihren landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Olivenöl- und
       Olivenseifenmanufakturen ist die rund 2,5 Millionen Einwohner zählende
       Stadt ein wichtiges Handelszentrum für die Region. Der Name Aleppo,
       arabisch Halab, stammt der Legende nach von Abraham, der seine Kuh hier
       gemolken haben soll (arab. halab = melken, Vergangenheitsform). 1986 wurde
       Aleppo zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt, 1993 begann die Restaurierung mit
       der Hilfe der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ).
       2004 erhielt die Stadt den Städtebaupreis der Harvard School of Design.
       
       Sunnitische Araber und Kurden bildeten die Mehrheit der lokalen
       Bevölkerung, aber auch Türken, Aramäer und Armenier lebten bis vor Kurzem
       friedlich miteinander. Die rund 15 bis 20 Prozent Christen wurden von der
       sich in den letzten Jahren immer mehr dem konservativen Islam zuwendenden
       sunnitischen Bevölkerung toleriert. In keiner anderen Stadt Syriens gab es
       so viele komplett verschleierte Frauen, Tendenz in den letzten Jahren
       steigend.
       
       29 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasna Zajcek
       
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