# taz.de -- Schlossplatz II: Die Brücke, die einfach nicht fertig werden will
       
       > Irgendwann in der nächsten Zeit kommt Berlins langsamste Flussquerung zu
       > einem Ende - vielleicht. Der Architekt der Rathausbrücke wird ihre
       > Eröffnung schon nicht mehr erleben.
       
 (IMG) Bild: Wasserbecken und schön viel Platz zum Flanieren: der Entwurf von Franziska Leis.
       
       Fünfhundertvierundsechzig Brücken hat Berlin, nicht gerechnet die
       Eisenbahnbrücken, die nicht übers Wasser führen, sondern über Asphalt. Das
       heißt: Eigentlich hat Berlin derzeit nur fünfhundertdreiundsechzig Brücken.
       Denn die Rathausbrücke über die Spree, deren Neubau 2009 begann, sie wird
       und wird nicht fertig. „Ich habe keinen Termin“, bedauert Daniela
       Augenstein, Sprecherin von Verkehrssenator Michael Müller (SPD). Auch die
       Bauarbeiter, die derzeit letzte Hand anzulegen scheinen, kennen das Datum
       nicht. Auch keine schlechte Strategie, sich nach der geplatzten Eröffnung
       des Hauptstadtflughafens gar nicht mehr festzulegen.
       
       Was aber hat die Rathausbrücke mit Schönefeld zu tun? Nun, immerhin handelt
       es sich bei der Verbindung zwischen Rathausstraße und Schlossplatz –
       respektive Werderscher Markt – um die zweitälteste Brücke dieser Stadt,
       gleich nach der Mühlendammbrücke. Die Rathausbrücke ist also nicht für die
       Zukunft wichtig, wohl aber was die Geschichte betrifft. Der Clou: Auf dem
       ersten Bau ließen Berlins Stadtväter im 14. Jahrhundert tatsächlich das
       Rathaus errichten. Stünde es noch, es läge quasi in der Spree. Kein schöner
       Anblick!
       
       ## Technik und Ästhetik
       
       Die neue Rathausbrücke, entworfen vom Architekten Walter A. Noebel, ist
       bereits die vierte an dieser Stelle. Bestimmt ist sie aber die mit der
       längsten Baugeschichte. Bereits 1997, also vor 15 Jahren, schrieb die
       Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen Wettbewerb aus. Ein Jahr später
       wurde der Wettbewerb vertagt, 1999 schließlich entschied sich die Jury für
       Noebel. Aufbauend auf der Tradition der Berliner Spreebrücken sei es den
       Preisträgern gelungen, eine überzeugende Verknüpfung von Technik und
       Ästhetik zu entwickeln, lobte die Jury.
       
       Der Widerspruch ließ nicht lange auf sich warten. Die Gesellschaft
       Historisches Berlin fand den neuen Brückenschlag zu modern, außerdem
       vermissten die Nostalgieberliner das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten
       auf dem Schlossplatz.
       
       Nicht der Kurfürst machte dann aber ein Politikum aus der Brücke, sondern
       Schlamperei am Bau: Immer weiter verzögerte sich die Fertigstellung, immer
       teurer wurde das Projekt. Auf sechs Millionen Euro veranschlagt, liegen die
       Kosten derzeit bei zehn Millionen. Die Blogger von
       [1][rathausbruecke.blogspot.de] sprechen bereits von einem Mini-Schönefeld.
       
       Mindestens einer der Beteiligten wird die Eröffnung der Brücke nicht mehr
       erleben: Walter A. Noebel starb im Juli nach kurzer, schwerer Krankheit im
       Alter von 58 Jahren. Die Schlossbrücke, heißt es in einem Nachruf auf
       [2][baunetz.de], werde „als Monument des Alltags im städtischen Raum
       stehen“.
       
       Wie lange also die Stadt auf ihre fünfhundertvierundsechzigste Brücke
       warten muss, weiß keiner. Ein Trost bleibt immerhin. Auch ohne
       Rathausbrücke hat Berlin immer noch mehr Brücken als Venedig.
       
       3 Aug 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://rathausbruecke.blogspot.de
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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