# taz.de -- Spekulant Florian Homm: Der Plattmacher von Mallorca
       
       > Er ist seit fünf Jahren auf der Flucht, auf seinen Kopf war ein hoher
       > Betrag ausgesetzt. Im Gegenzug bedrohte Finanzjongleur Homm seine Jäger –
       > und das offenbar sehr glaubhaft.
       
 (IMG) Bild: In würdiger Reihe mit Dr. Kimble und Thomas Crown: Florian Homm.
       
       Das Szenario klingt wie aus einem Agententhriller: Ein von einem
       Privatermittler angeführtes Team von ehemaligen Marinetauchern, Söldnern
       und Kommando Spezialkräften sucht einen untergetauchten Finanzjongleur, der
       wiederum Ex-Mossad-Agenten als Leibwächter angeheuert hat.
       
       Via Youtube setzen die Jäger ein [1][Kopfgeld von 1,5 Millionen Euro] aus.
       Der Gejagte dreht den Spieß um und lässt den Ermittler und seine
       Auftraggeber massiv bedrohen – so glaubwürdig, dass diese nun ihre Jagd
       vorerst abgeblasen haben. Das berichtet jedenfalls die Financial Times
       Deutschland.
       
       Es geht um Colin Trainor alias Chaim Friedman alias Florian Homm. Letzteres
       ist sein echter Name. Der Name, unter dem er Karriere gemacht und Geld ohne
       Ende gescheffelt hat. Unter welchem Namen er derzeit unterwegs ist, weiß
       man nicht.
       
       Auch nicht, was von den Legenden wahr ist, die rund um seine Flucht
       gestrickt sind, die nun schon fünf Jahre andauert. Hält er sich regelmäßig
       in der Botschaft Liberias in Paris auf, wie ein Kopfgeldjäger wissen
       wollte? Arbeitet er als Finanzberater für südamerikanische Drogenkartelle,
       weshalb ihn die US-Drogenpolizei verfolgt?
       
       Führt er seine Geschäfte über Scheinfirmen in Südamerika und lebt in einem
       Bungalow in Venezuela, weil er dort vor einer Auslieferung an den Erzfeind
       USA sicher ist, wie der Privatermittler herausgefunden haben soll? Und hat
       er sich nun einer Gesichts-OP unterzogen, wie kolportiert wird? Und was
       sollte das nützen bei einem 2,03 Meter großen Ex-Juniorennationalspieler im
       Basketball, dessen gesamte Erscheinung sich schwer verstecken lässt?
       
       ## Von Oberursel nach Harvard
       
       Aber auch was man von Homm weiß, ist genug, um ihn zu einer schillernden
       Figur zu machen: Der heute 54-Jährige wurde in Oberursel als Sohn eines
       Handwerkers geboren, studierte Wirtschaft in Harvard und begann seine
       Karriere bei der US-Investmentbank Merril Lynch. Um die Jahrtausendwende
       herum stieg er ins Hedge-Fonds-Geschäft ein. Dort verwaltete er bis zu drei
       Milliarden Euro und machte sich als „Plattmacher von Mallorca“ einen Namen,
       wo er zwischenzeitlich seinen Wohnsitz genommen hatte.
       
       Mit Begeisterung spekulierte er auf fallende Kurse, die er in mindestens
       einem Fall durch negative Analystenstudien selbst herbeigeführt hatte –
       wofür er von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin)
       zur Zahlung einer fünfstelligen Summe verdonnert wurde.
       
       Mit noch mehr Begeisterung propagierte er das Spekulantenleben in
       TV-Talkshows, wo er stets mit gegeltem Haar und Zigarre im markigen Gesicht
       auftrat. Nebenbei rettete er 2004 den Fußballbundesligisten Borussia
       Dortmund mit 20 Millionen Euro und stellte zugleich dessen Management auf
       den Kopf.
       
       Im September 2007 trat er über Nacht als Hedge-Fonds-Manager zurück – und
       verschwand. Mit viel Geld. Mindestens 30 Millionen, meint die
       US-Börsenaufsicht SEC. 150 Millionen, sagen ehemalige Anleger, die deshalb
       den Privatermittler engagierten und das Kopfgeld aussetzten.
       
       7 Aug 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=B_sHfqW6xds
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Beate Willms
 (DIR) Beate Willms
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Dokumentarfilm
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Dokumentarfilm „Generation Wealth“: Geld und was es anzustellen vermag
       
       Lauren Greenfields Dokumentarfilm „Generation Wealth“ zeigt
       Wohlstandsschicksale und wagt zugleich den Blick auf ihre eigene
       Arbeitssucht.
       
 (DIR) Finanzmarktforscherin zur Eurokrise: „Im Sommer ist Spekulation einfach“
       
       Mit festen Ansagen würde die EZB nur Spekulanten ermuntern, meint die
       Forscherin Dorothea Schäfer. Stattdessen müssten die Euro-Hüter die Märkte
       überraschen.
       
 (DIR) Kommentar JP Morgan: Falsche Wette abgeschlossen
       
       Man könnte sich freuen über den Milliardenverlust von JP Morgan, doch deren
       Verlust ist der Gewinn von anderen Spekulanten. Die Probleme der Branche
       reichen tiefer.
       
 (DIR) Koalitionszwist um Spekulationssteuer: Zu früh gefreut
       
       Die Finanztransaktionsabgabe kommt wohl nicht mehr in dieser
       Legislaturperiode. Die Opposition droht deshalb mit der Ablehnung des
       Fiskalpaktes.