# taz.de -- Hitzewelle in den USA dauert an: Notschlachtungen und verdorrte Felder
       
       > Es ist das heißeste Halbjahr in den USA seit Beginn der
       > Temperaturaufzeichnungen. Die Folgen für die Getreide- und
       > Fleischproduktion sind fatal.
       
 (IMG) Bild: Ausgedörrter Tümpel in einem Wildreservat in Kansas.
       
       WASHINGTON taz | August ist in den USA der Monat der „State Fairs“. Quer
       durch den Mittleren Westen führen Bauern auf Landwirtschaftsmessen ihre
       ertragreichsten Maispflanzen und größten Kühe vor. Doch in diesem Sommer
       sind die Messen traurige Veranstaltungen: Die Hälfte des Maises ist
       verdorrt, das Vieh auf den ausgetrockneten Weiden hat nichts zu fressen,
       viele Bauern haben ihre Kühe und Kälber schon in die wenigen Bundesstaaten
       verkauft, die noch Wasser haben.
       
       In mehr als der Hälfte aller US-Counties herrscht Dürre-Alarm. Die ersten
       sieben Monate dieses Jahres waren die wärmsten sieben Monate seit Beginn
       der Temperaturerfassungen. Das Katastrophengebiet reicht von den beiden
       Dakotas im Norden bis nach Texas und von Missouri im Mittleren Westen bis
       nach Kalifornien an der Pazifikküste.
       
       Die Folgen sind erst in Ansätzen erkennbar: Der Fleischpreis wird zunächst
       – bedingt durch viele Notschlachtungen – sinken. Doch später in diesem Jahr
       und im kommenden Jahr wird sich Fleisch verknappen – und damit teuer. Für
       den Mais erwarten Marktbeobachter, dass die Preise um über 20 Prozent
       steigen werden, Ähnliches gilt für Weizen und Soja.
       
       Auch in anderen Bereichen haben Dürre und Hitze Auswirkungen: Atommeiler
       mussten bereits gedrosselt werden, weil das Kühlwasser nicht reicht, Flüsse
       taugen wegen des geringen Wasserstands nicht als Transportwege. Der Preis
       für Agrosprit wird ebenfalls anziehen, wenn sich sein Hauptrohstoff in den
       USA, der Mais, verknappt.
       
       Als James Hansen von der Nasa 1988 einen Klimawandel ankündigte, wurde er
       noch belächelt. Jetzt sagt er: „Ich war zu optimistisch. Es ging schneller,
       als ich erwartet habe.“ Der Physiker Richard Muller, lange ein Skeptiker,
       hat eine Kehrtwende vollzogen, als er erklärte, dass „Menschen fast
       komplett die Ursache für den Klimawandel sind“. Im US-Wahlkampf ist der
       Klimawandel bislang kein Thema. In konservativen Bundesstaaten wie Virginia
       oder North Carolina ist das Wort sogar noch verpönt. Doch das könnte sich
       ändern.
       
       ## Rindergene aus der Sahelzone
       
       Die Wirtschaft hingegen hat auf den Klimawandel reagiert. In den
       Forschungslaboren der Samenhersteller wird längst an dürreresistenterem
       Saatgut gearbeitet. Auch die Bauern in Texas experimentieren seit Jahren
       mit Genen von Rindern aus der Sahelzone in Afrika.
       
       Der US-Kongress schaffte es vor der Sommerpause nicht, ein
       Landwirtschaftsgesetz, das in diesem September ausläuft, durch ein neues zu
       ersetzen. Damit gibt es ab September keine gesetzlich garantierten
       Katastrophenhilfen mehr für Bauern. Flugs versuchte Präsident Barack Obama,
       das Vakuum zu füllen. Am Mittwoch legte er ein Hilfsprogramm für Opfer der
       Dürre auf.
       
       Während die Trockenheit in den USA ein Problem ist, könnte sie in anderen
       Regionen der Welt schon bald zu einer Katastrophe führen. Die USA sind der
       größte Getreidelieferant weltweit. Der stark subventionierte US-Mais hat
       die Maisherstellung in Ländern wie Mexiko schon deutlich beeinträchtigt.
       Das Land, in dem Mais ein Hauptnahrungsmittel ist, importiert heute
       größtenteils aus den USA.
       
       9 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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