# taz.de -- Piraterie-Seiten in der Suche herabgestuft: Google beugt sich Medienkonzernen
       
       > Google will Websites im Suchindex abwerten, die oft wegen illegaler
       > Kopien gemeldet werden. Die Google-Tochter Youtube, die auch oft gemeldet
       > wird, könnte verschont bleiben.
       
 (IMG) Bild: Mit einem Trick könnte Google Youtube vor der Abwertung schützen.
       
       Der [1][Blog-Eintrag] trägt eine harmlose Überschrift. „Ein Update für
       unsere Suchalgorithmen“, überschreibt Amit Singhal, Vizepräsident für den
       Bereich „Engineering“ bei Google, seinen Beitrag. Doch gleich im zweiten
       Satz geht es ans Eingemachte: „Ab der nächsten Woche werden wir damit
       beginnen, ein neues Signal für unsere Ergebnislisten zu beachten: Die
       Anzahl gültiger Copyright-Removal-Notices, die wir für die jeweilige
       Website erhalten haben.“
       
       Copyright-Removal-Notices (CRN) sind Anfragen von Rechteinhabern, Links zu
       Websites aus dem Google-Index zu streichen, die – angeblich oder
       tatsächlich – Urheberrechte verletzten sollen. Das wichtige Wörtchen in
       Singhals Satz, das Vertrauen säen soll, lautet „gültig“ – auf Englisch
       „valid“, ein Adjektiv, das man auch mit „stichhaltig“, „zulässig“ oder
       „rechtsgültig“ übersetzen könnte.
       
       Faktisch bedeutet Googles neue Strategie, dass Angebote, die von den
       Medienkonzernen, den Plattenfirmen und Hollywood immer wieder kritisiert
       werden, im Index der marktbeherrschenden Suchmaschine nach unten rutschen,
       also seltener gefunden werden können. Es ist nicht der erste derartige
       Versuch, sich der Content-Industrie anzunähern: Bereits seit Winter 2010
       werden in Googles „Autovervollständigen“-Liste, die man angezeigt bekommt,
       wenn man Suchbegriffe eintippt, bestimmte Begriffe wie „Torrent“ oder
       „Rapidshare“ [2][weggefiltert]. Zuvor hatte die französische Musikindustrie
       unter anderem gerichtlich versucht, Ähnliches durchzusetzen.
       
       Die Menge an CRN, die bei Google eingehen, ist gewaltig: Laut dem
       hauseigenen [3][„Transparenzbericht“] können es im Monat mehr als 4,3
       Millionen Stück sein. Diese Daten sollen nun eines von 200 Signalen sein,
       mit denen Google ein Ranking vornimmt. Der Suchriese geht dabei recht
       ambivalent vor: Er will, schreibt Singhal, weiterhin nur solche Seiten aus
       dem Suchindex entfernen, bei denen wirklich eine Urheberrechtsverletzung
       vorliegt, was ihm zufolge eigentlich „nur Gerichte entscheiden“ könnten.
       Trotzdem bleibt die Zahl der CRN ein Signal, das Einfluss auf das so
       wichtige Ranking nimmt.
       
       ## Wird Youtube auch bestraft?
       
       Es werde aber weiter die Möglichkeit geben, eine „[4][Counter-Notice“]
       einzureichen - dann, wenn ein Website-Betreiber meint, zu unrecht belangt
       worden zu sein. Allerdings schreibt Singhal dies nur dem Fall zu, dass
       Inhalte aus dem Index genommen wurden – ob sich das verschlechterte Ranking
       anfechten lässt, bleibt abzuwarten.
       
       Problematisch an der neuen Politik ist vor allem, dass das Urheberrecht
       auch als Zensurwerkzeug eingesetzt werden könnte – entsprechende Fälle gab
       es bereits. Hinzu kommt, dass Anbieter, die viele CRN erhalten, nicht
       unbedingt Vollzeitpiraten sind: So pochen Speicherdienste wie Rapidshare
       beispielsweise stets darauf, dass man eine neutrale Dateivorhaltetechnik
       biete und urheberrechtlich geschützte Inhalte sofort herunternehme, wenn
       man dazu aufgefordert wird. Das Thema ist rechtlich entsprechend
       umstritten.
       
       Bei Google will man mit der Maßnahme vor allem dafür sorgen, dass „legale,
       qualitativ hochwertige Quellen von Inhalten“ künftig im Ranking stärker
       nach oben gespült werden, selbst wenn sie nach Googles Suchindex weniger
       beliebt sein sollten. Noch interessanter: Das hauseigene Angebot YouTube,
       selbst auch nicht gerade seltener Empfänger von CRNs, wird [5][nicht
       bestraft], wie der Fachdienst „Search Engine Land“ berichtet.
       
       Hierfür sei das „YouTube Copyright Center“ zuständig, eine eigene
       Entfernmöglichkeit, die offenbar nicht mitgezählt wird. Google sagte
       gegenüber „Search Engine Land“ indes, man behandele YouTube wie jede andere
       Seite.
       
       15 Aug 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://insidesearch.blogspot.de/2012/08/an-update-to-our-search-algorithms.html
 (DIR) [2] http://googlepublicpolicy.blogspot.de/2010/12/making-copyright-work-better-online.html
 (DIR) [3] http://www.google.com/transparencyreport/removals/copyright/
 (DIR) [4] http://www.chillingeffects.org/question.cgi?QuestionID=132
 (DIR) [5] http://searchengineland.com/how-youtube-will-escape-googles-new-pirate-penalty-130180
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
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