# taz.de -- Berliner Flughafen: Die Schallmauer bröckelt
       
       > Der Aufsichtsrat für den Berliner Flughafen hat keine neuen Informationen
       > zum Start oder zu den Kosten. Dennoch wird mehr Lärmschutz versprochen.
       
 (IMG) Bild: Fluglärm ist ein Berliner Dauerthema – nicht nur für erwachsenen Anwohner.
       
       BERLIN taz | Vor der Haustür von Rainer Schwarz dürfte es am
       Sonntagvormittag laut werden. Vom Potsdamer Griebnitzsee aus wollen
       Fluglärmbetroffene den Sprecher der Geschäftsführung des geplanten
       Hauptstadtflughafens BER mit simuliertem Fluglärm beschallen. Denn sie
       selbst fühlen sich weiterhin nur unzureichend geschützt.
       
       Dabei hatte der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg
       (FBB) nach seiner Sitzung am Donnerstagabend von einem „Kompromiss“ beim
       Lärmschutz gesprochen. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck
       (SPD) nannte diesen einen „wichtigen Beitrag zur Rückkehr zu guter
       Nachbarschaft“.
       
       Für das Kontrollgremium war dieses kleine Ergebnis sehr wichtig, denn die
       entscheidenden Fragen konnte es nicht klären: Ist der Eröffnungstermin am
       17. März 2013 zu halten? Wie sollen die Mehrkosten von mindestens 1,17
       Milliarden Euro aufgebracht werden?
       
       Der jüngste Beschluss des Aufsichtsrats geht nun dahin, dass der in
       Wohnräumen hörbare Fluglärm während der sechs verkehrsstärksten Monate
       künftig weniger als 0,5-mal am Tag lauter sein darf als 55 Dezibel. Dieser
       Wert entspricht der normalen Gesprächslautstärke. Um Kosten zu sparen,
       hatte die FBB bisher den Planfeststellungsbeschluss so interpretiert, dass
       dieser Maximalpegel bis zu 6-mal täglich überschritten werden darf.
       
       ## 55 Dezibel dürfen nicht überschritten werden
       
       Auf dieser Berechnungsgrundlage wurden auch die baulichen
       Schallschutzmaßnahmen umgesetzt, also der Einbau von Schallschutzfenstern,
       stärkeren Dachdämmungen und die Bereitstellung von Lüftern. Im Juni hatte
       das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg aber entschieden, dass die 55
       Dezibel nie überschritten werden dürften.
       
       Während die Landesregierung in Potsdam argumentiert, dass ein Wert von null
       bei der mathematischen Berechnung der künftigen Flugereignisse nicht
       darstellbar sei, nannte die Brandenburger CDU die neue Regelung einen
       „faulen Kompromiss“. Von „Durchmogeln“ sprechen die Brandenburger Grünen.
       
       „Man versucht, das OVG-Urteil irgendwie umzusetzen und doch Kosten zu
       sparen“, sagte Grünen-Fraktionschef Axel Vogel der taz. „Damit wird der
       Schallschutz an die Kassenlage angepasst“, kritisiert auch Christine Dorn,
       Sprecherin des Bündnis Südost gegen Fluglärm. Sie fordert, das Urteil des
       OVG wörtlich zu nehmen.
       
       Dazu müssten 592 Millionen Euro in Schallschutzmaßnahmen investiert werden
       – fast doppelt so viel wie die jetzt eingeplanten 300 Millionen Euro. „Über
       kurz oder lang wird der Streit um die Auslegung des Maximalpegels wieder
       beim OVG landen“, glaubt der Grüne Vogel. Dieses müsste dann entscheiden,
       ob 0,49 noch null entspräche.
       
       17 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kulms
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fluglärm
 (DIR) bbi
 (DIR) Schönefeld
 (DIR) Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
 (DIR) Fluglärm
 (DIR) Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Volksbegehren erfolgreich: Brandenburg stimmt für Nachtruhe
       
       Der Streit um Fluglärm wird die Politik weiter beschäftigen. Nach einem
       erfolgreichen Volksbegehren könnte es zum Volksentscheid kommen.
       
 (DIR) Protestaktionen gegen Fluglärm: Im Pyjama und Nachthemd
       
       In mehreren deutschen Städten und in London gehen Fluglärmgegner auf die
       Straße. In Nantes kommt es zu Zusammenstößen wegen des geplanten
       Flughafenbaus.
       
 (DIR) Deutsch-Schweizer Einigung zu Fluglärm: Länger Ruhe, dafür mehr Flugzeuge
       
       Politiker in Deutschland und der Schweiz stimmen über Flugrouten zum
       Flughafen Zürich ab. Anwohner und Bürgermeister protestieren.
       
 (DIR) Fluglärm-Volksbegehren schwächelt: Ein Aufschrei ist das nicht
       
       173.000 Unterschriften braucht das Volksbegehren für ein strengeres
       Nachtflugverbot am BER. Aber dahin ist es noch ein weiter Weg.
       
 (DIR) Flughafen Berlin-Brandenburg: Schalldichte Fenster vergessen
       
       Nach einem Urteil müssen die Flughafenplaner beim Schallschutz nachbessern.
       Das kann mehr als 500 Millionen Euro kosten. Der Flughafen wird 1,2
       Milliarden Euro teurer als geplant.
       
 (DIR) Flughafen-Debakel ohne Ende: Opposition will durchblicken
       
       Grüne, Piraten und Linkspartei bereiten nach stundenlanger
       Flughafen-Aufsichtsratssitzung Untersuchungsausschuss vor: Mehr Fragen
       seien offen als geklärt.