# taz.de -- Kommentar Umweltfreundliche Autos: Kein Mitleid an der Zapfsäule
       
       > Für die meisten deutschen Autofahrer ist das umweltfreundlichste Auto
       > kein Auto, da es mit Erdgas fährt. Deshalb: Wer PS-starke Dickschiffe
       > fahren will, muss auch die Rechnung bezahlen.
       
 (IMG) Bild: Früher fuhren Ökos gerne VW-Käfer. Aber erst mit dem Alter ist VW so richtig öko geworden.
       
       Die Auto-Umweltliste des VCD platzt mitten hinein in die neue
       Benzinpreishysterie. Der Sieger VW Eco-Up gilt ab sofort als
       umweltfreundlichstes Modell in unserer Tiefgarage. Er braucht keinen
       einzigen Tropfen Benzin, sondern Erdgas. Weil das für die meisten Käufer
       aber kein „richtiges“ Auto ist und man Erdgas nicht an jeder Ecke tanken
       kann, wird der Sieger ein Nischenfahrzeug bleiben.
       
       Immerhin: Der deutschen Ingenieursseele wird es guttun, dass erstmals seit
       neun Jahren wieder ein heimisches Auto in die Phalanx der japanischen
       Dauersieger eingebrochen ist. Gleichzeitig belebt der VCD eine fast
       vergessene Alternative. Erdgasautos, darüber wird kaum geredet, kann man
       auch mit Biogas fahren – eine ganz andere Variante des derzeit heftig
       attackierten „Biosprits“.
       
       Auf den weiteren Plätzen zeigt die Liste die Dominanz ausländischer
       Hybridmodelle. Während asiatische Hersteller ihren technologischen
       Vorsprung konsequent im Massenmarkt umsetzen, sind deutsche Hybridautos nur
       in der Oberklasse verfügbar. BMW hat jetzt kapituliert und angekündigt, bei
       Toyota Hybrid-Know-how einzukaufen. Zeit wär’s!
       
       Die Umweltliste zeigt auch, dass es möglich ist, den CO2-Ausstoß auf 80
       Gramm zu begrenzen. Sogar 60 Gramm wären möglich, keine Frage. Nur: Die
       durchschnittliche PS-Zahl der Boliden ist in Deutschland inzwischen auf 138
       gestiegen. Ein erneuter Rekord, der eindrucksvoll belegt, dass der
       Verbrauch der Autos, ihre Betriebskosten, ihre Umwelt- und Klimaperformance
       noch lange nicht an erster Stelle stehen.
       
       Deshalb: Kein Mitleid an der Zapfsäule! Wer unbelehrbar große, schwere,
       PS-starke Dickschiffe fährt, muss auch die Rechnung bezahlen. Benzin wird
       mittel- und langfristig nicht billiger, sondern teurer. Dabei gilt folgende
       Formel: Ein um 10 Prozent höherer Benzinpreis bringt etwa 3 Prozent weniger
       Verbrauch. Die derzeitige Jeremiade über den „höchsten Benzinpreis aller
       Zeiten“ kommt vor allem von den sogenannten sportlichen Fahrern. Der Sport,
       gemeinhin mit Bewegung assoziiert, besteht darin, den Hintern auf den Sitz
       zu schwingen und die Fußspitze aufs Pedal zu drücken.
       
       Ein Letztes noch: Die Umweltliste präsentiert auch Elektroautos. Deren Zahl
       war zum Jahresbeginn bundesweit auf 4.541 angewachsen. Sie spielen für
       normale Autokäufer noch immer keine Rolle.
       
       22 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manfred Kriener
       
       ## TAGS
       
 (DIR) EU-Kommission
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 (DIR) tazlab 2012: „Das gute Leben“
       
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