# taz.de -- Kommentar Neonazi-Verbot: Von der NSU-Mordserie aufgeschreckt
       
       > Im gebeutelten Ruhrgebiet hoffen Neonazis auf einen Resonanzboden und
       > machen sich in Städten breit. Gut, dass NRW endlich „klare Kante“ zeigt.
       
 (IMG) Bild: Womöglich von der Polizei gewarnt: Neonazi-Trio Mundlos, Zschäpe un Böhnhardt.
       
       Im Wahlkampf war „Klare Kante“ der Slogan von Nordrhein-Westfalens
       SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Mit dem Verbot von drei
       Neonazi-Kameradschaften zeigt ihr sozialdemokratischer Innenminister jetzt
       auch klare Kante gegen Rechtsextremisten – endlich: Denn die versuchen seit
       Jahrzehnten im bevölkerungsreichsten Bundesland Fuß zu fassen.
       
       Gemäß ihrer menschenverachtenden Ideologie hoffen die Neonazis auf einen
       Resonanzboden im noch immer von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelten
       Ruhrgebiet und weisen ausgerechnet MigrantInnen die Schuld für die sozialen
       Verwerfungen des Strukturwandels zu. Dabei sind die Neonazis äußerst
       gewaltbereit: Schon 2009 überfielen in Dortmund rund 400 Rechtsextreme die
       Maikundgebung des DGB.
       
       Kneipen, die als Treffpunkt Linker gelten, werden ebenso angegriffen,
       einzelne Familien bis zum Wegzug terrorisiert. Anfang September
       mobilisieren die Rechtsradikalen jedes Jahr bundesweit für einen Aufmarsch,
       bei dem die multikulturell geprägte Dortmunder Nordstadt zur No-go-Area
       wird.
       
       Und auch in anderen Städten machen sich Neonazis breit. Allein in den
       ersten sechs Monaten registrierte das Landeskriminalamt über 1.500
       Straftaten aus dem rechtsextremen Spektrum. Aufgerüttelt durch die
       Mordserie der Zwickauer Terrorzelle geht die Landesregierung jetzt
       konsequent gegen die Neonazis vor: Erstmals werden deren Straftaten zentral
       erfasst, beobachten Sonderkommissionen ihr Treiben, gibt es verstärkte
       Aufklärungs- und Aussteigerprogramme.
       
       Mag Jäger auch versuchen, sich im politischen Tagesgeschäfte als
       Law-and-Order-Minister zu profilieren – seine harte Linie gegen die
       Rechtsradikalen war überfällig. Denn Wegschauen bestärkt die Neonazis.
       
       23 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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