# taz.de -- Das Video der Woche: Kaventsmann im Kiemengriff
       
       > Der Grünreiher angelt gern in Nord- und Mittelamerika und ist ein
       > ziemlich cleveres Kerlchen. Als Jagdinstrument dient der harpunenartige
       > Schnabel, als Köder ein Stück Brot.
       
 (IMG) Bild: Köder ausgeworfen. Pertri Heil!
       
       Der Angler an sich ist eher ein geduldiger Gevatter. Die Rute wird
       ausgeworfen, dann stundenlang auf den neongelben Schwimmer gestarrt, bis
       der bestenfalls ruckartig abtaucht. Hoffentlich ist ein großer schuppiger
       Brocken dran, der sich auf den matschigen Erinnerungsfotos gut macht und
       glasig in die Kamera stiert, während Mutti zuhause schon mal die Pfanne
       wärmt.
       
       Im Groben funktioniert so das handelsübliche Prozedere, dem die
       Petrijüngern hierzulande zwischen Schlei und Donau fröhnen. Im Tierreich
       läuft es ähnlich. Vögel angeln überall, wo Wasser ist. Einer der
       gefiederten Experten für maritime Jagd ist der Grünreiher (Butorides
       virescens), überwiegend beheimatet in Nord- und Mittelamerika, tunkt er
       seinen harpunenartigen Schnabel rasant in die Uferregionen.
       
       Und das buntgefiederte Kerlchen hat's echt drauf. Ein findiger
       Amateurfilmer übernimmt nun quasi die Rolle des fotografierenden
       Angelkumpels und dokumentiert das Jagdmuster des Grünreihers. Erstmal eine
       günstige Stelle checken, wo Fisch sich in einer akzeptablen Reichweite
       rumtreibt.
       
       Dann den Köder auswerfen, der auf der Wasseroberfläche in Form eines
       ordentlichen Brotkrummens auf der Wasseroberfläche feil geboten wird. Der
       hochkonzentrierte Vogel verharrt bewegungslos – kühl bis an die Federkiele.
       Nicht, dass die Beute den Urheber der soeben platzierten Falle mitkriegt.
       
       Beim ersten ersthaften Flossenschlag in Ködernähe wird zugelangt – zack!
       Aber nicht jeder Schnellschuss ist umgehend ein Treffer. Und Kleinzeug ist
       ohnehin wenig interessant. Der Grünreiher wartet auf den kapitalen Fang und
       hat Geduld. Das Wasser kräuselt sich eine Millisekunde, das Jagdinstrument
       durchstößt die spiegelglatte See und ein ordentlicher Kaventsmann sitzt im
       Kiemengriff des Grünreihers fest. Abendessen gesichert.
       
       Dann macht sich der erfolgreiche Angler ans Filetieren und stellt fest,
       dass die erlegte Mahlzeit fast halb so groß ist wie er selbst.
       Offensichtlich waren da die Augen größer als der Schnabel. Ist aber nur
       halb so wild, mit Mutti muss der Fischer eh nicht teilen und wer braucht
       schon eine warme Pfanne fürs Festmahl.
       
       31 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Scheper
       
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