# taz.de -- US-Agenten in Afghanistan: Umleitung in den Tod
       
       > Norwegische und schwedische TV-Sender erheben schwere Vorwürfe:
       > US-Agenten sollen für Mord an UN-Mitarbeitern in Afghanistan
       > mitverantwortlich sein.
       
 (IMG) Bild: Trauriger Heimweg: Ein Sarg mit einem getöteten UN-Mitarbeiter wird in Masar-i-Scharif verladen.
       
       Siri Skare war Norwegens erste weibliche Militärpilotin. Die 52-Jährige war
       Militärberaterin der UN und hinterließ Mann und Kind. Als Spezialist für
       Menschenrechtsfragen arbeitete der 33-jährige schwedische Jurist Joakim
       Dungel für die UN-Mission in Afghanistan (Unama).
       
       Mit dem 43-jährigen rumänischen Diplomaten Filaret Motco und vier
       nepalesischen Wächtern wurden sie am 1. April 2011 von einem Mob ermordet,
       als dieser das UN-Büro im nordafghanischen Masar-i-Scharif stürmte.
       
       Der Protest mit Parolen wie „Tod den USA!“ richtete sich gegen eine
       öffentliche Koranverbrennung des US-Pastors Terry Jones in Florida zehn
       Tage zuvor. Der Protest nach dem Freitaggebet hatte ursprünglich das gut
       gesicherte US-Konsulat zum Ziel gehabt.
       
       Die Demo wurde aber mithilfe von US-Agenten auf das für eine Attacke
       unvorbereitete UN-Büro umgelenkt. Das sollen Dokumente aus dem
       Außenministerium in Stockholm belegen, über die diese Woche die
       öffentlich-rechtlichen norwegischen und schwedischen Fernsehsender NRK und
       SVT berichteten.
       
       ## Route geändert
       
       Die Sender beziehen sich auf als „geheim“ gestempelte schwedische
       Außenamtsdokumente. Danach sei das Ziel der vorab angekündigten Demo die
       US-Vertretung gewesen. Abdul Rahoof Taj, Masars Polizeichef, bestätigt in
       einem Interview: „Wir hatten Polizeibeamte entlang der eigentlichen Route
       platziert.“ Laut der Papiere hatten die USA über afghanische Agenten Druck
       auf die Protestveranstalter gemacht, nicht zum US-Konsulat zu ziehen.
       
       Die Agenten hätten dazu beigetragen, die Route zu ändern und zur
       UN-Vertretung zu ziehen. Die war aber nicht gewarnt worden. Abdul Rahoof
       Taj: „Wir hatten keine Chance, die Leute zu stoppen. Hätten wir geschossen,
       hätte es Tausende Tote gegeben.“
       
       Die schwedischen Dokumente kritisieren laut SVT und NRK die USA: Die hätten
       unbedingt eine Demo vor der US-Vertretung vermeiden wollen und deshalb ihre
       Interessen über die der Bürger anderer Länder gesetzt. Norwegens
       Außenminister Jonas Gahr Støre kündigte jetzt eine sofortige Untersuchung
       an. Die Informationen des schwedischen Außenministeriums seien Oslo bislang
       nicht bekannt gewesen.
       
       Laut dem schwedischen Außenamtssprecher Anders Jörle ergebe sich aus den
       Materialien zwar der „nicht unlogische Schluss“, dass die USA versucht
       hätten, die Demo vom US-Konsulat abzulenken, doch gebe es „keinen Beweis“
       dafür. Washington hat auf Fragen der Sender bisher nicht reagiert.
       
       6 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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