# taz.de -- Kommentar Afghanistan: Schwarzes Loch am Hindukusch
       
       > Die USA haben das Militärgefängnis Bagram den Afghanen übergeben, aber
       > nicht alle Gefangenen. Einige werden unter US-Kontrolle bleiben.
       
       Der Fall des bisherigen [1][US-Militärgefängnisses Bagram] zeigt, wie groß
       das Misstrauen zwischen Amerikanern und Afghanen ist. Für die Afghanen ist
       es eine Souveränitätsfrage, dass eine fremde Macht auf afghanischem
       Territorium nicht einfach Afghanen verhaften und ohne Gerichtsverfahren
       einsperren kann.
       
       Für das US-Militär kommt es darauf an, dass es seine Gefangenen nicht an
       eine käufliche Institution überstellt, die sie womöglich auf freien Fuß
       setzt. Deshalb haben die USA zwar jetzt das Gefängnis den Afghanen
       übergeben, aber nicht alle Gefangenen. Einige werden unter US-Kontrolle
       bleiben.
       
       Beide Positionen sind verständlich – und hätten nicht zum Konflikt geführt,
       wäre in Afghanistan ein einigermaßen funktionierender Rechtsstaat
       entstanden. Was bekanntlich nicht der Fall ist. Aber auch unter
       ausschließlicher US-Kontrolle war Bagram kein rechtsstaatlicher Ort.
       Gefangene hatten dort noch weniger Rechte als im berüchtigten US-Lager
       Guantánamo.
       
       Denn dessen Insassen können vor US-Gerichten klagen, weil in Guantánamo
       US-Gesetz gilt, in Bagram aber nur die Genfer Konvention. Und anders als in
       Guantánamo konnten in Bagram Anwälte nie ihre Klienten besuchen.
       
       Niemand kann ernsthaft ausschließen, dass Gefangene in einem afghanisch
       kontrollierten Bagram misshandelt werden. Doch dies war dort schon zu
       US-Zeiten so, als Gefangene nach US-Berichten zu Tode gefoltert wurden. Bis
       heute gibt es zudem Indizien für ein „schwarzes“ Gefängnis der
       US-Geheimdienste auf der angrenzenden Militärbasis.
       
       Im Streit um Bagram ging es aber nie um rechtsstaatliche Fragen. Das zeigt,
       wie wenig vom Versprechen auf ein demokratisches Afghanistan wie vom
       US-Rechtsstaat bei Militärinterventionen im Ausland übrig geblieben ist.
       
       10 Sep 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /US-Truppen-in-Afghanistan/!101364/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Foltergefängnis Bagram übergeben: Afghanen kriegen „schwarzes Loch“
       
       Das auch „Guantánamo von Afghanistan“ genannte Gefängnis Bagram ist von der
       US-Armee übergeben worden. Umstrittene Details bleiben geheim.
       
 (DIR) Afghanistans Gefangene: Kabul räumt erstmals Folter ein
       
       Eine von Präsident Karsai eingesetzte Kommission bestätigt, dass in
       afghanischen Gefängnissen gefoltert wird. Die Konsequenzen daraus bleiben
       unklar.
       
 (DIR) US-Truppen in Afghanistan: Bagram-Knast wird afghanisch
       
       Das US-Militär gibt sein größtes Gefängnis am Hindukusch in afghanische
       Hände, doch nicht alle Insassen. Der Streit über bestimmte Gefangene geht
       weiter.
       
 (DIR) US-Agenten in Afghanistan: Umleitung in den Tod
       
       Norwegische und schwedische TV-Sender erheben schwere Vorwürfe: US-Agenten
       sollen für Mord an UN-Mitarbeitern in Afghanistan mitverantwortlich sein.
       
 (DIR) CIA-Kooperation mit Libyen: Folter auf Bestellung
       
       Laut Human Rights Watch hat die CIA Islamisten mit Waterboarding gefoltert.
       Anschließend seien sie dem Regime Gaddafi übergeben worden.
       
 (DIR) Selbstmordanschlag in Afghanistan: 25 Tote bei Attentat
       
       Ein Selbstmordattentäter in Afghanistan richtet inmitten einer
       Trauergemeinde ein Blutbad an. Die Armee entlässt aus Angst vor Extremisten
       hunderte Soldaten.