# taz.de -- Kommentar Chinesische KP: Genosse Gerücht schlägt zu
       
       > Machtkämpfe hat die Kommunistische Partei Chinas bislang geheim
       > ausgetragen. Im Kommunikationszeitalter kann ihr das nur schaden.
       
       Chinas alleinherrschende Kommunistische Partei hat ein Problem. Egal, was
       an den Gerüchten über den nicht mehr in der Öffentlichkeit gesichteten
       designierten Partei-, Militär- und Staatschef Xi Jinping dran ist: Sie
       beschädigen ihn schon vor seiner Machtübernahme und untergraben die
       Autorität der ganzen Partei.
       
       Die KP muss jetzt erfahren, dass sie trotz Zensur und Dementi ihr
       Glaubwürdigkeitsproblem genausowenig in den Griff bekommt wie den wilden
       Gerüchte über Krankheiten, Unfälle oder gar Anschläge in ihren Reihen.
       
       Die Partei ist gewohnt, Machtkämpfe und andere Probleme selbstherrlich und
       unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Doch ausgerechnet diese
       Partei, die Chinas fundamentalen wirtschaftlichen und damit auch großen
       gesellschaftlichen Modernisierung ausgelöst hat, wird jetzt von diesem
       eingeholt. Dabei wirkt sie zunehmend anachronistisch.
       
       Die Chinesen sind heute viel wohlhabender, gebildeter und weltgewandter als
       zu Zeiten Mao Zedongs. Sie surfen im Internet und reisen in wachsenden
       Zahlen durch die Welt, mit der sie immer selbständiger immer mehr Geschäfte
       machen. Sie können ihr Leben in China mit dem anderswo vergleichen und
       bilden sich heute auch Meinungen zu Themen, die die Partei lieber weiter
       monopolisiert.
       
       Die KP Chinas hat die Internetrevolution gewollt, denn sie bringt
       wirtschaftliche Vorteile, und Nachteile ließen sich bislang wegzensieren.
       Auch nutzt die Partei das Netz zur eigenen Propaganda. Doch ihr Schweigen
       zu heiklen Themen steht im Kontrast zum wachsenden Gezwitscher im Web und
       erklärt letztlich ein Volk für dumm, das sich immer weniger für dumm
       verkaufen lässt.
       
       11 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Waffenembargo gegen China: „Wir sind einig, dass wir uneinig sind“
       
       Die EU hat auf ihrem China-Gipfel viele freundliche Worte für
       Regierungschef Wen Jiabao. Streitpunkte bleiben aber Menschenrechte und
       Waffenembargo.
       
 (DIR) Chinas „Super-Bulle“ droht Haft: Mord, Korruption und Intrigen
       
       Nach nur zwei Verhandlungstagen hinter verschlossenen Türen ging der
       Prozess gegen den ehemaligen Polizeichef Wang Lijun zu Ende. Das Urteil
       wird erst später verkündet.
       
 (DIR) Infrastrukturprojekte in China: Regierung zahlt zu
       
       Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich für chinesische Verhältnisse
       dramatisch. Premierminister Wen Jiabao will das ändern – genug Geld in der
       Staatskasse hat er.
       
 (DIR) Pekinger Staatsgeheimnis: Rätseln um Xi Jinping
       
       In China kursieren die wildesten Gerüchte. Denn der designierte KP-Chef
       sagte Termine ab und wurde seit Tagen nicht mehr gesehen.
       
 (DIR) Generationswechsel in Chinas KP: Im Schrottferrari in den Ruhestand
       
       Ein schwerer Unfall leitet das Ende Hu Jintaos ein. Seine Vertrauten an der
       Spitze von Chinas KP gelten als verbraucht, korrupt und unmoralisch.
       
 (DIR) Kommentar Skandal Chinas KP: Prinzlinge fressen die Partei
       
       Chinas Zensoren versuchen die Skandale ihrer Kadersprösslinge zu
       vertuschen. Nicht einfach in Zeiten von Machtkämpfen. Ein Hoch auf den
       Parteitag.