# taz.de -- Open Data in der Medizin: Der öffentliche Krebs
       
       > Ein italienischer Künstler, Akademiker und Aktivist hat die Daten über
       > seinen Gehirnumor ins Internet gestellt. Er hofft auf Hilfe.
       
 (IMG) Bild: Ein „Ahhh“ für die Welt: Salvatore Iaconesi hofft auf Hilfe per Open Data.
       
       Salvatore Iaconesi ist 39 Jahre alt und erfuhr kürzlich, dass er einen
       Gehirntumor hat. Doch anstatt nun zu verzweifeln, hat er beschlossen, die
       Daten über seine Gesundheit ins Internet zu stellen.
       
       „Die Idee kam mir aus ganz praktischen Erwägungen“, sagt Iaconesi, Künstler
       und Dozent für Technologie an der Universität La Sapienza in Rom. „Als ich
       ins Krankenhaus ging, um mein digitales Krankenblatt abzuholen, entdeckte
       ich, dass es sich um proprietäre Software handelte.
       
       Ich konnte es mit meinem Computer nicht öffnen, es deswegen nicht im
       Internet frei zur Verfügung stellen – obwohl es da draußen vielleicht
       Menschen gibt, die mir das Leben retten können“, sagt Iaconesi. Dann habe
       er die Dateien gecrackt, „um sie mit so vielen Menschen wie möglich im
       Internet zu teilen“. Die dazugehörige [1][Website heißt „The Cure“] und
       beschränkt sich auf drei klare Aussagen: „Ein Gehirntumor. Sehr persönliche
       Open Data. Eine Chance.“
       
       „Die Krankenhäuser“, sagt Iaconesi, „sind auch unfreiwillige Opfer: Du
       fragst nach deinem digitalen Krankenblatt, bezahlst 30 Euro und am Ende
       bekommen du eine CD mit geschlossen Dateien. Die einzige Möglichkeit, um
       diese Dateien zu sehen, ist ein ’Proprietary-Viewer‘. Aber so verliert man
       den Vorteil der Digitaltechnik, die Dateien, die von vielen Spezialisten
       genutzt werden können, zu teilen. Heute habe ich die Dateien über meinen
       Gehirntumor schon mit drei Ärzten geteilt, und zwei haben geantwortet. Das
       ging nur, weil die Dateien offen waren.“
       
       Das Konzept ist einfach: Offene Dateien können von vielen Spezialisten
       eingesehen und mit weiteren Informationen abgeglichen werden. Sie
       ermöglichen der medizinische Forschung, die Sperren der Pharmaindustrie zu
       überwinden. Sie ermöglichen der Medizin, Leben zu retten – anstatt ein
       Business-Tool zu sein.
       
       „Nach und nach werde ich alle Antworten auf der Website veröffentlichen“,
       sagt Salvatore, „so dass jeder mit dergleichen Krankheit die Lösungen, die
       ich gefunden habe, nutzen kann.“ Der Aufruf von Iaconesi wendet sich nicht
       nur an Ärzte, sondern auch an Künstler, Designer, Schriftsteller, Musiker –
       eben an alle, die einen Beitrag zu seiner Heilung leisten können: Denn wer
       einen Tumor hat, braucht Medizin für den Körper – aber auch für den Geist.
       
       11 Sep 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.artisopensource.net/cure/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Riccardo Valsecchi
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Krebs
 (DIR) Schwerpunkt Parteispenden-Watch
       
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