# taz.de -- Länder kritisieren Altmaier: Widerstand gegen Windbremse
       
       > Die Bundesländer planen einen stärkeren Ausbau der Windenergie als es die
       > Bundesregierung für sinnvoll hält. Altmaier will sie jetzt runterhandeln.
       
 (IMG) Bild: Bundesumweltminister Peter Altmaier mit einem Windrad in angemessener Dimension.
       
       HUSUM taz | Mit seiner Kritik am angeblich zu schnellen Ausbau der
       Windkraft in Deutschland hat Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) die
       Branche in Aufruhr versetzt. Zum Auftakt der Messe Windenergy in Husum
       wiederholte Altmaier am Dienstag seine Befürchtung, dass zu schnell zu
       viele, zu leistungsstarke Windräder entstehen.
       
       „Es gibt zu große Windausbaupläne“, sagte er auf der Messe. Wenn alle
       Bundesländer ihre Pläne umsetzten, gäbe es im Jahr 2020 etwa 60 Prozent
       mehr Windenergie-Leistung, als die Bundesregierung in ihrem
       Energie-Szenario vorsieht; dieses geht bis 2020 von insgesamt 35 Prozent
       Strom aus erneuerbaren Energien vor.
       
       Die Pläne der Länder passten derzeit nicht zueinander, sagte Altmaier. So
       wollten 14 der 16 Bundesländer nach der Energiewende autark sein;
       gleichzeitig planten zehn den Export von Ökostrom. „Es kann zu Problemen
       kommen, wenn Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern
       Windstrom für den Süden produzieren wollen, Bayern, Baden-Württemberg,
       Rheinland-Pfalz aber auf Energie-Autarkie setzen“, sagte Altmaier.
       
       Was die Konsequenz aus dieser Analyse sein wird, hatte er bereits in den
       vergangenen Tagen angedeutet: Im ZDF hatte er erklärt, man müsse sich „in
       den nächsten Wochen darüber unterhalten, dass wir die Ausbaupläne auf ein
       vernünftiges Maß zurückführen“. Bei einer taz-Veranstaltung am Samstag war
       er noch expliziter geworden und hatte die Südländer zum Windkraft-Verzicht
       aufgefordert – mit dem Argument, dass sie bereits stark von der
       Solarenergie profitieren.
       
       ## Das kommt schlecht an in Husum
       
       In Husum blieb er zurückhaltender und erklärte lediglich: „Wir müssen dafür
       sorgen, dass die Energiewende so organisiert wird, dass alles
       ineinandergreift.“ Doch alles, was nach Bremsen beim Wind klingt, kommt in
       Husum derzeit schlecht an.
       
       Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) nutzte seine
       Eröffnungsrede, um Altmaier Contra zu geben. „Das hilft Ihnen nicht, das
       hilft uns nicht“, sagte Albig – und warb für sein Bundesland als
       Windstandort: „Lassen Sie uns den Windstrom dort bevorzugt ernten, wo er am
       effektivsten geerntet werden kann – in Schleswig-Holstein.“ Seine
       Landesregierung will 2020 dreimal so viel Ökostrom produzieren wie im Land
       insgesamt verbraucht wird.
       
       Auch die betroffenen Wirtschaftsverbände protestierten: Hermann Albers vom
       Bundesverband Windenergie kritisierte Altmaier für seine Kürzungsvorschlag.
       „Die Bundesregierung verwandelt Minimal- in Maximalziele.“ Das könne nur
       bedeuten, dass für den Bundesumweltminister bei einem Anteil von 35 Prozent
       erneuerbare Energien bereits die Energiewende geschafft ist.
       
       Albers sah kein Problem darin, wenn die Länder jetzt stärker ausbauen
       wollen. Allerdings müssten die Netze ausgebaut werden. Auch Dietmar Schütz
       vom Bundesverband Erneuerbare Energien hält das Ökostrom-Ziel der
       Bundesregierung für zu gering. „Wir können bis 2020 einen Anteil von
       mindestens 45 Prozent erreichen und ins System integrieren“, sagte er.
       Dafür brauche es allerdings Tatkraft statt Bremskraft und Koordination
       statt Konfrontation.
       
       18 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Kummetz
       
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