# taz.de -- Kommentar Waldorfschule: Wenn schon, denn schon
       
       > Auch das gemeinsame Lernen von Klasse 1 bis 12 sollte ausprobiert werden
       
 (IMG) Bild: Bedrohung oder Bereicherung? Therapeuthische Farbkammer nach Rudolf Steiner.
       
       Schon geschickt von der Hamburger Schulbehörde: Statt die Gründung von
       Privatschulen zu verbieten, werden die Initiatoren eingeladen, es gemeinsam
       zu versuchen. Eine Waldorfschule unter staatlichen Dach hat es noch nicht
       gegeben. In einigen Monaten wird man sehen, wie viel Waldorf da drin ist.
       
       Es gibt eine Grenzlinie: pädagogische Praxis übernehmen, ja; aber
       esoterische Inhalte haben an einer staatlichen Schule nichts zu suchen. Die
       Feinarbeit im Konzept muss erweisen, ob es hier echte Hindernisse gibt.
       
       In Wahrheit haben Staatsschulen schon längst viele gute Ideen von Waldorf
       abgeguckt: Englisch lernen ab Klasse 1 zum Beispiel, die Rhythmisierung des
       Unterrichts, die Einführung von Praktika und dass jedes Kind ein Instrument
       lernt – all dies gab es zuerst bei Steiners.
       
       Nur das gemeinsame Lernen von Klasse 1 bis 12 ist ein Ladenhüter. Dabei ist
       es in Zeiten, in denen die meisten Haupt- und Realschulabgänger keine
       Lehrstelle bekommen und deswegen in Übergangsmaßnahmen verweilen,
       sinnvoller denn je. Der durchschnittliche Lehrling fängt erst mit über 20
       an. Staatliche Schulen schicken jene, die am wenigsten gelernt haben, am
       frühesten in die Selbstständigkeit. Das ist absurd.
       
       Waldorf hat jedem Kind ein zwölfjähriges Curriculum zu bieten, vom
       Landbaupraktikum bis zur Faust-Aufführung ist da Spannendes drin. Wenn
       schon so ein Schulversuch, warum nicht auch das ausprobieren?
       
       21 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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