# taz.de -- „Operettenattentat“ in Tschechien: Plastikkügelchen gegen Vaclav Klaus
       
       > Ein Mann schießt völlig unbehelligt sieben Plastikkugeln auf den
       > tschechischen Staatspräsidenten. Er wollte Politiker zum „Nachdenken
       > bringen“.
       
 (IMG) Bild: Pavel Vondrous bei seiner Verhaftung: Er „wollte nur, dass die Politiker sich über ihr Verhalten Gedanken machen.“
       
       PRAG taz | Tschechiens Präsident Vaclav Klaus genießt am Freitag gerade im
       nordböhmischen Chrastava das Bad in der Menge, als aus nächster Nähe sieben
       Schüsse durch das obligatorische Blasmusikgedudel ertönen. Überrascht
       bleibt Klaus stehen und schüttelt den Kopf.
       
       Auch seine Bodyguards blicken halb ungläubig, halb belustigt auf den jungen
       Mann in Tarnkleidung, der gerade noch eine Pistole auf den Präsidenten
       gerichtet hat. Der dreht sich um, geht seelenruhig über den Platz und gibt
       erst einmal ein Fernsehinterview.
       
       Erst jetzt, so scheint es, dämmert es dem Präsidenten wie auch seinen
       Sicherheitsleuten: ein Attentat. Ausgerechnet am 28. September,
       gleichzeitig Staatsfeiertag und Tag des heiligen Vaclav, an dem an den
       Meuchelmord am Nationalheiligen Wenzel (Vaclav) erinnert wird, wäre Böhmen
       fast um einen Märtyrer reicher geworden. Fast, denn der „Täter“ benutzte
       eine Gaspistole, die nur kleine ungefährliche Plastikkügelchen abschoss.
       
       Er habe ja gar nicht vorgehabt, Klaus zu töten oder zu verletzen, erklärte
       der 26-jährige selbst erklärte Kommunist Pavel Vondrous. „Ich wollte nur,
       dass die Politiker sich über ihr Verhalten gegenüber dem Volk Gedanken
       machen“, schrieb er auf Facebook. Resigniert fügte er hinzu, dass der
       Schuss wohl nach hinten losgegangen sei: „Die machen sich jetzt nur darüber
       Gedanken, wie sie die Sicherheitsvorkehrungen verbessern können.“ Vondrous
       drohen zudem zwei Jahre Haft wegen Ruhestörung.
       
       Köpfe rollen hingegen bei der Präsidialgarde, die während des
       „Operettenattentats“, wie das tschechische Webportal Ceska pozice titelte,
       so eklatant versagt hat. Der Chef der Leibgarde ist inzwischen
       zurückgetreten.
       
       30 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alexandra Mostyn
       
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