# taz.de -- Video der Woche: Hommage an den „Heiligen Stuhl“
       
       > Was haben Stühle, Türklingeln, Flugzeuge, Brücken, oder Telefone
       > miteinander gemeinsam? Sie verbinden Menschen – genau wie Toiletten. Äh,
       > sorry: Facebook.
       
 (IMG) Bild: Toiletten sind wie Facebook: Man kann sich darauf ausruhen und Musik teilen.
       
       BERLIN taz | Am 14. September war es soweit: Facebook überschritt nach
       eigenen Angaben die Rekordmarke von einer Milliarde Mitgliedern. Ein
       epochales Ereignis, ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte. Oder einfach
       ein gebührender Anlass für das umstrittene Online-Netzwerk, einen
       [1][Imagefilm] zu produzieren, der in puncto Pathos und Kitsch kaum zu
       toppen ist. Darin geht vor allem um eins: Stühle.
       
       Stühle sind geil. Sie haben unseren Alltag grundlegend revolutioniert.
       Schon zu Beginn des Clips wird der Betrachter mit den fundamentalsten
       Einsichten in das Wesen des Stuhls weichgespült. Etwa, dass Stühle Menschen
       die Möglichkeit geben, sich hinzusetzen und sich auf ihnen auszuruhen.
       Melodisch begleitet wird diese nobelpreisverdächtige Erkenntnis von einer
       sanften Klavier- und Gitarrenmelodie, deren wahrheitsbeschwörender
       Klangeffekt den christlichen Chorälen in nichts nachsteht. Auch die
       Bildsprache ist einprägsam wie eine Ohrfeige. Im Intro sieht man einen
       schwebenden Holzstuhl in einem Nadelwald. Cut. Dann eine Abfolge von
       Menschen, die auf Stühlen sitzen, lesen, spielen oder tanzen.
       
       Nach knapp 20 Sekunden kommt ein wahres Highlight: Ein kleines Mädchen
       setzt ihre Puppe auf einen Ministuhl. Aus dem Off verkündet eine sanfte
       Frauenstimme passend zur Einstellung: „Jeder kann sich auf einen Stuhl
       setzen“. Daraufhin erfährt der Zuschauer, was Menschen sonst noch alles
       zusammen auf Stühlen machen können: Witze erzählen oder einfach nur
       zuhören. Die Stunde der Wahrheit schlägt nach einem knappen Drittel des
       90-Sekünders, als endlich der epistemologische Zusammenhang zwischen
       Stühlen, der Menschheit und Facebook aufgeschlüsselt wird: „Stühle sind für
       Menschen gemacht. Und darum sind Stühle wie Facebook“. Verblödung, marsch!
       
       Aber nicht nur Stühle sind wie Facebook. Auch Türklingeln, Tanzflächen,
       Flugzeuge, Brücken, Telefone oder große Nationen erhalten dank Facebook
       eine völlig neue Bedeutung in der Geschichte der Evolution. Und warum? Weil
       sie Menschen verbinden – genau wie Facebook. Aber wo wären wir heute ohne
       den Dachstuhl, den Glockenstuhl, den Fahrstuhl, den Webstuhl oder den
       Stuhlgang?
       
       Genau diese Frage muss sich der amerikanische Filmemacher Andrew Zenn auch
       gestellt haben, als ihm auffiel, dass Facebook mit einer ganz besonders
       sensiblen Stuhlart verwand ist – dem „Heiligen Stuhl“. Kraft dieser
       göttlichen Eingebung hat er eine filmische Parodie auf die völlig
       überzogene, unter bildästhetischen Aspekten aber nicht zu verachtende
       Facebook-Werbung bei Youtube veröffentlicht. Prädikat: Schenkelklopfer.
       
       Nun stellt sich die Frage, warum Zenn diesen Film produziert hat. Seine
       Antwort ist verblüffend banal: „Als mit klar wurde, dass sich Facebook
       selbst mit Stühlen vergleicht, wusste ich, dass das eine Gelegenheit ist,
       die ich nicht verpassen darf“. Da könnte er recht haben. Seit dem 7.
       Oktober haben bereits mehr als 65.000 Menschen den Clip auf Youtube
       gesehen.
       
       Man könnte den Film natürlich wie eine Kritik an Facebooks
       Datenschutzpolitik sowie am Umgang mancher Nutzer mit ihrer Privatsphäre
       interpretieren: Nicht selten wird einfach darauf gesch***en. Zenn selbst
       scheint aber keinerlei kritische Absichten zu verfolgen. taz.de ließ er
       ausrichten: „Jeder sollte Facebook verwenden, um nah an seinen Liebsten zu
       sein, und um im Bad etwas zu tun zu haben, wenn ... ihr wisst schon“.
       
       12 Oct 2012
       
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 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=c7SjvLceXgU
       
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 (DIR) Philipp Niedring
       
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