# taz.de -- Video der Woche: Stuttgarter Jubelschreie
       
       > Merkel als Wahlkampfhelferin? Für Stuttgarts OB-Kandidat Turner endete
       > das Experiment im Pfeifkonzert. Er selbst will 3.000 Fans gesehen haben.
       
 (IMG) Bild: Dank Turners Wahlkampfveranstaltung und seiner Facebook-Seite hat der Begriff „Jubel“ eine völlig neue Bedeutung.
       
       Am Sonntag wählt Stuttgart einen neuen Oberbürgermeister. Seit dem Debakel
       bei der Landtagswahl im März 2011 fürchtet die CDU nichts mehr als einen
       erneuten Sieg der Grünen im Ländle.
       
       Wie groß diese Angst tatsächlich ist, zeigte sich am 12. Oktober bei dem
       legendären Wahlkampfauftritt ihres „parteilosen“ Spitzenkandidaten
       Sebastian Turner am Stuttgarter Marktplatz. Anlässlich dieses
       weltpolitischen Ereignisses reiste die Bundeskanzlerin extra an, um den
       46-Jährigen Werbefachmann bei der Wählermobilisierung zu unterstützen.
       
       Ob das eine gute Idee war? Man muss kein Meinungsforscher sein, um zu
       erahnen, dass die verbliebenen S21-Gegner der Kanzlerin eher Verachtung als
       Verehrung entgegenbringen, sobald sie sich in die Höhle des Löwen begibt.
       Von daher verwundert es auch kaum, dass die Publikumsreaktionen auf Turners
       Rede vielmehr an eine wütende Protest- als an eine fröhliche
       Wahlkampfveranstaltung erinnerten.
       
       Doch statt sich die Niederlage einzugestehen, ließ Turner auf seiner
       Facebook-Seite (www.facebook.com/SebastianTurnerStuttgart - nicht mehr
       erreichbar) stolz verkünden, dass mehr als 3.000 Menschen die Reden des
       OB-Kandidaten in Anwesenheit der Kanzlerin bejubelten.
       
       Bejubelten? Ein aufgebrachter Stuttgarter ließ sich von diesem Akt
       vorsätzlicher Faktenverdrehung nicht beirren und veröffentlichte daraufhin
       ein Wutvideo auf Youtube, dass Turners Balzverhalten um die Wählergunst als
       platte Politpropaganda entlarvt.
       
       In diesem Video geht Turners Rechnung insofern auf, als dass sich dank
       seiner prominenten Supporterin eine beachtliche Menschentraube zu seiner
       Ansprache versammelt hatte. Von fehlenden Emotionen kann da auch keine Rede
       sein – zumindest nicht aus Sicht der S21-Gegner mit Trillerpfeife und
       Protestplakat, die gefühlte 99 Prozent des Publikums ausmachten. Es ist
       eine traurige Ironie, dass Turners Rede dank Merkel schließlich in einer
       fünfminütigem Diss-Orgie aus frenetischen Buhrufen unterging.
       
       Auf die Frage nach dem Motiv antwortete Dietmar aka DeeGee aka
       ifaeeafiifyd, der das Video auf Youtube hochlud, der taz: „Ich bin kein
       Parteimitglied oder Wahlkampfhelfer und wollte den Clip rein aus Empörung
       über den – für Stuttgarter Verhältnisse auf jeden Fall beispiellosen –
       Schmähwahlkampf dieses vorgeblich unabhängigen Kandidaten veröffentlicht
       sehen“.
       
       19 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Philipp Niedring
       
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