# taz.de -- Auslaufgenehmigung für "Northern Vitality": Schrottschiff fährt nach Bulgarien
       
       > Die "Northern Vitality" darf Wilhelmshaven verlassen: Der Eigner hat
       > versichert, dass er den Frachter in Bulgarien reparieren lassen will.
       
 (IMG) Bild: Soll wieder seetüchtig gemacht werden: die "Northern Vitality".
       
       HAMBURG taz | Nun darf die „Northern Vitality“ doch auslaufen. „Wir gehen
       davon aus, dass das Schiff um 18 Uhr den Hafen verlassen wird“, sagte am
       Freitag der Wilhelmshavener Stadtsprecher Arnold Preuß. Das derzeit in
       Wilhelmshaven liegende Containerschiff solle auf der Werft Odessos
       Shiprepair Yard in Varna, Bulgarien, seetauglich gemacht werden. Eine
       Genehmigung für die Überführung liege vor.
       
       Noch Mitte September hatte das niedersächsische Umweltministerium ein
       Auslaufen des Schiffes verhindert, nachdem es einen Hinweis von der
       reeder-kritischen Shipbreaking Platform in Brüssel bekommen hatte: Demnach
       sollte die „Northern Vitality“ an einen Broker verkauft werden, der das
       Schiff in Indien abwracken lassen wollte.
       
       Organisationen wie die Shipbreaking Platform kritisieren diese Praxis, weil
       sie darin eine Gefahr für die Arbeiter sehen, die die Schiffe am Strand
       auseinanderschweißen müssten – und für die Meere, die durch die an Bord
       befindlichen Gifte verseucht würden. Nach EU-Recht ist es verboten, Schiffe
       außerhalb Europas abzuwracken.
       
       Dass die „Northern Vitality“ nun doch auslaufen darf, hängt mit einem
       Eigentümerwechsel zusammen: Die Norddeutsche Reederei H. Schuldt in
       Hamburg, die im Auftrag der Eigner als Reeder fungierte, hat das Schiff
       mittlerweile an die Erste „Roland“ Shipping GmbH & Co. KG verkauft – einem
       vor zwei Wochen gegründetem Unternehmen mit Sitz in Hamburg. Einer der
       beiden Gesellschafter ist Markus Hempel – der Vorstandvorsitzende der
       Norddeutschen Reederei.
       
       Hempel bestätigt, dass ursprünglich ein Verkauf des Schiffes an einen
       Broker geplant war: „Wir hatten keinen anderen Investor gefunden“, sagt er
       und erwähnt die „sehr schlechten Einnahmebedingungen“. Ein „Schrottschiff“
       sei die „Northern Vitality“ jedoch nicht, „deshalb investieren wir“. Nur
       mit den alten Eigentümern sei eine Reparatur nicht zu machen gewesen.
       
       Dem niedersächsischen Umweltministerium hat die Reederei einen
       schriftlichen Vertrag mit der Werft in Bulgarien vorgelegt, in dem ein
       „Auftrag zur Reparatur“ bestätigt wird. „Mehr konnten wir nicht machen“,
       sagt Ministeriumssprecherin Inka Burow. Ihre Behörde habe jedoch die
       EU-Kommission und das Bundesumweltministerium gebeten, die bulgarischen
       Behörden auf die europäische Rechtslage hinzuweisen.
       
       Die Shipbreaking Platform bleibt skeptisch: „Für uns ist es offensichtlich,
       dass nach wie vor die Absicht besteht, dass Schiff zu verschrotten“, sagt
       Geschäftsführerin Patrizia Heidegger. Sie verweist auf die Schwesterschiffe
       „Northern Dignity“ und „Northern Felicity“, die bereits an den Stränden
       Indiens angekommen seien – eine Aussage, der Reederei-Chef Hempel vehement
       widerspricht. Es gebe drei Schwesterschiffe, sagt er, von denen eines
       derzeit in Shanghai repariert werde, die anderen verkehrten vor Südamerika
       und im Arabischen Golf.
       
       12 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Wiese
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schifffahrt
       
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