# taz.de -- Union streitet über Stuttgart-Schlappe: „Zu viele altmodische Positionen“
       
       > Nach der Stuttgart-Wahl diskutiert die Union über die Modernisierung der
       > Partei. Es gebe „zu viele konservativ-neoliberale Kräfte“ kritisiert
       > Ex-Generalsekretär Geißler.
       
 (IMG) Bild: Heiner Geißler forderte eine grundlegende Erneuerung und Ausrichtung der Partei.
       
       STUTTGART dpa | Nach der verlorenen OB-Wahl in Stuttgart ist in der CDU ein
       Streit über eine Modernisierung der Partei ausgebrochen. Der frühere
       Generalsekretär Heiner Geißler forderte eine grundlegende Erneuerung und
       Ausrichtung der Partei auf die Linie ihrer Vorsitzenden und Kanzlerin
       Angela Merkel. „Der Kurs von Angela Merkel, die CDU als eine moderne
       Volkspartei zu präsentieren, ist absolut richtig“, sagte Geißler den Ruhr
       Nachrichten. Aber: „Es gibt immer noch zu viele konservativ-neoliberale
       Kräfte, die altmodischen Positionen nachhängen.“
       
       Auch der Stuttgarter CDU-Fraktionschef Peter Hauk bemängelte: „Die CDU wird
       zu stark mit einem konservativen Profil verbunden.“ Um Wähler in
       Großstädten wieder besser zu erreichen, müsse die Union viel mehr auf den
       gesellschaftlichen Wandel eingehen. „Die CDU muss endlich die Wandlung zur
       Volkspartei des 21. Jahrhunderts vollziehen“, sagte Hauk.
       
       Dagegen warnte der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach seine Partei davor,
       sich bei den Grünen-Wählern anzubiedern. „Die Union wäre gut beraten, nach
       dem Ergebnis in Stuttgart keine grünen Fantasien zu pflegen“, sagte er den
       Stuttgarter Nachrichten. „Die Bürger wählen das Original, nicht das
       Plagiat.“ Die Union müsse sich treubleiben und „nicht auf der Suche nach
       dem Wechselwähler den Stammwähler vergessen“.
       
       Ähnlich äußerte sich der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin
       Laschet. „Den Grünen nachzulaufen, wäre der falsche Weg", sagte er der
       Bild-Zeitung. „Die Grünen in Baden-Württemberg tarnen sich als Schwarze,
       deshalb muss die Union wieder mehr um bürgerliche Wähler kämpfen.“
       
       ## Angebote für Wechselwähler
       
       Der baden-württembergische Fraktionschef Hauk vertrat hingegen die
       Auffassung, die CDU dürfe sich nicht nur um Stammwähler kümmern. Sie müsse
       auch den immer zahlreicheren Wechselwählern – vor allem in den Großstädten
       – ein attraktives Angebot machen. Im Schatten der Eurokrise habe die
       Bundes-CDU hier zwei Jahre verloren. „Gesellschaftliche Projekte sind auf
       der Strecke geblieben.“
       
       Geißler sagte: „Mit einem antiquierten Familien- und Frauenbild, ständiger
       Kritik an der Energiewende und der europäischen politischen Einigung und
       einer marktradikalen Wirtschaftspolitik kann eine Volkspartei nicht
       erfolgreich sein.“ Der Widerstand gegen Frauenquote und Mindestlohn müsse
       endlich beendet werden. „Die CDU muss sich in den ökologischen und sozialen
       Fragen deutlich von der FDP distanzieren, sonst wird sie in den Abwärtssog
       der FDP hineingezogen.“
       
       Bosbach hält hingegen nichts von der These, die Union müsse „moderner“ und
       für städtisches Publikum attraktiver werden. „Ich warne davor, dass wir uns
       in eine Union für die Metropole und eine ländliche Union
       auseinanderdividieren lassen.“
       
       23 Oct 2012
       
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