# taz.de -- Kommentar zur Flüchtlingspolitik: Platz auf dem Traumschiff
       
       > Dass eine Millionenstadt wie Hamburg Zelte für Flüchtlinge aufstellt, ist
       > beschämend, aber passend zur bundesdeutschen Flüchtlingspolitik.
       
 (IMG) Bild: Löst in Bremen-Schwachhausen Ängste aus: Flüchtlingsheim, hier in Stuttgart.
       
       Der aktuelle Anstieg der Flüchtlingszahlen klingt dramatisch – oder
       vielmehr soll er wohl dramatisch klingen: 25 Prozent mehr Menschen, die
       nach Deutschland kommen. „Fremde“, für die Bremen eine neue
       Sammelunterkunft anmieten und Hamburg sogar Zelte aufstellen muss. Wenn
       Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zudem erklärt, dass die
       Menschen, die aus Serbien und Montenegro fliehen, nur aus niederen, ja
       wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen, dann weiß der deutsche
       Michel: Das Boot ist voll.
       
       Dabei ist es schlicht beschämend, dass eine Millionenstadt wie Hamburg
       meint, von ein paar hundert Menschen überfordert zu sein. Und skandalös,
       dass Sinti und Roma, die in Serbien und Montenegro verfolgt und
       diskriminiert werden, auch im reichen Deutschland keinen Schutz finden –
       weder vor der Kälte, die ihnen in ihren Bruchbuden am Rande von Belgrad
       droht, noch vor rassistischer Hetze. Auch die Großstadt Bremen sollte es
       schaffen, sich um 20 oder 30 Leute im Monat mehr zu kümmern. Klar ist das
       schwierig, wenn seit Jahren die Kapazitäten abgebaut wurden, um Flüchtlinge
       aufzunehmen. Weil Deutschland es seit der faktischen Abschaffung des
       Grundrechts auf Asyl in den 90er-Jahren ja tatsächlich geschafft hat,
       Asylsuchende draußen zu halten. Hamburgs Zelte passen gut zu dieser
       Flüchtlingspolitik, die auf Abschreckung setzt.
       
       30 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jean-Philipp Baeck
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Fremdenangst: Flüchtlinge nur auf Zeit
       
       Auf einer Sitzung des Beirats Schwachhausen sind die, die gar kein Problem
       mit einem Flüchtlingsheim in ihrer Nähe haben, in der Minderheit. Die
       Rassisten aber auch.
       
 (DIR) Gegen den Flüchtlingsstrom: Asylbewerber ins Büro
       
       Hamburg mietet neue Unterkunft für Hunderte Asylsuchende in leer stehendem
       Bürokomplex an. Ein Notlager aus Zelten soll so ersetzt werden.
       
 (DIR) Erstaufnahme von Flüchtlingen: Zeltlager für Asylsuchende
       
       Die Zelte, in denen der Hamburger SPD-Senat Asylbewerber zusammenpfercht,
       reichen nicht aus. Einige der Flüchtlinge sind schon 15 Tage hier.
       
 (DIR) Zelte für Asylsuchende: Hamburg spielt Flüchtlingswelle
       
       In Hamburg werden Flüchtlinge in Zelten zusammengepfercht. Die Stadt gibt
       sich von der Zunahme der Asylbewerberzahlen überrascht.
       Flüchtlingsorganisationen wittern eine gezielte Abschreckungsstrategie
       
 (DIR) AsylbewerberInnen in Bremen: Ausländer raus - aus den Heimen
       
       In Bremen sollen Flüchtlinge schneller in eigene Wohnungen ziehen dürfen.
       Ganz uneigennützig ist das nicht, denn die Sammelunterkünfte sind voll und
       werden noch voller