# taz.de -- Strommix der Bahn: ICE unter Dampf
       
       > Die Deutsche Bahn AG wirbt damit, dass sie mehr Energie aus Wasserkraft
       > bezieht. Dabei verbrennt sie vor allem weiter Kohle .
       
 (IMG) Bild: Die Sonne scheint nur oben drauf: Solarenergie spielt bei der Bahn keine Rolle
       
       BERLIN taz/dpa | Im Prinzip ist der ICE zur Hälfte eine Dampflok, zumindest
       wenn man den Strommix der Deutschen BahnAG betrachtet. Er fährt immer noch
       mit viel zu viel fossiler Energie. Künftig will Deutschlands größter
       Stromverbraucher nun etwas weniger dreckig qualmen: Von 2015 an bezieht die
       DB AG jährlich zusätzlich 600 Gigawattstunden Strom aus Wasserkraft, etwa
       fünf Prozent dessen, was die Züge im Inland verbrauchen. Lieferant ist der
       Energiekonzern Eon.
       
       Nach Angaben der Bahn vom August 2011 stammt mit 48 Prozent fast die Hälfte
       ihres Stroms aus Kohlekraft, 19,7 Prozent kommt aus Atomkraft, 8,7 Prozent
       macht Erdgas aus – und 21 Prozent ist Strom aus erneuerbaren Quellen,
       hauptsächlich Wasserkraft. Diese letztgenannte Zahl soll nun mit dem neuen
       Vertrag auf 26 Prozent steigen, bis 2020 sollen der Anteil von erneuerbarer
       Energie mindestens 35 Prozent betragen.
       
       Damit fährt die DB als staatliches Unternehmen fast synchron mit den Zielen
       der deutschen Bundesregierung und dem gesamtdeutschen Strommix. 2050 will
       sie ihren Bedarf nur noch aus Erneuerbaren decken. Insgesamt verbraucht die
       DB für Personen- und Güterzüge in Deutschland pro Jahr etwa so viel Strom
       wie das gesamte Land Berlin.
       
       Eon wird den Ökostrom ab 2015 aus seinen Wasserkraftwerken an Main, Donau,
       Lech, Isar, Inn und am Edersee liefern. Der Vertrag habe bei sechs Jahren
       Laufzeit ein Volumen von 250 Millionen Euro, könne aber um sieben Jahre bis
       2028 verlängert werden, teilte die DB am Freitag mit. Es ist der
       zweitgrößte Bahn-Kontrakt über Ökostrom – nach dem im Juli geschlossenen
       Vertrag mit dem Eon-Konkurrenten RWE, der von 2014 bis 2028 eine Lieferung
       von 900 Gigawattstunden jährlich vorsieht.
       
       ## Solarstrom spielt keine Rolle
       
       Mit Wasserkraft kann die Grundlast gedeckt werden, die bislang überwiegend
       aus Kohle- und Atomkraft stammt. Die Bahn will aber auch die Strommenge aus
       Windkraft erhöhen, die derzeit bei rund 100 Gigawattstunden liegt.
       Solarstrom spielt bei der Bahn mit etwa 20 Gigawattstunden noch kaum eine
       Rolle.
       
       Allerdings beabsichtigt der Konzern auch, sich weiterhin an Kohlekraft zu
       binden. Momentan bezieht er beispielsweise Strom aus den Blöcken eins bis
       drei des Kohlekraftwerks Datteln in Nordrhein-Westfalen. Dieses soll bald
       vom Netz, als Ersatz sollte dann der neue Eon-Block Datteln 4 dienen.
       
       Der allerdings kann wegen eines Rechtsstreits nicht in Betrieb gehen.
       Deshalb dürfen jetzt die alten Blöcke, die eigentlich Ende des Jahres
       abgeschaltet werden sollten, bis 2014 weiter laufen – sie liefern den Strom
       in der für die Bahntrassen nötigen Frequenz.
       
       Sollte Datteln 4 am Ende keine Genehmigung erhalten, wolle man die Energie
       aus dem normalen deutschen Stromnetz beziehen, sagte ein Bahnsprecher der
       taz. Auch auf diese Weise würde der Ökostromanteil mit dem Ausbau
       erneuerbarer Energien in Deutschland Schritt halten. So könnte die Bahn
       ihre Ziele ganz einfach ohne eigenes Zutun erreichen.
       
       11 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ingo Arzt
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