# taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Dreierbeziehung mit einem Tier
       
       > Wer sich einen Hund, aber keine Zweizimmerwohnung leisten kann, lebt
       > sodomiegesetzlich hart am Limit.
       
       Keine Ahnung, ob es etwas Hormonelles ist. Schon seit einer ganzen Weile
       gucke ich fast jeden Tag im Internet Kleinanzeigen mit Hundewelpen an, lese
       über Hunderassen und Hundehaltung, träume von Hunden. Es ist nämlich so,
       dass ich wirklich dringend seit Monaten gern einen Hund hätte.
       
       Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass um mich herum gerade alle Leute
       Babys kriegen und ich das eigentlich auch will, aber lieber erst mal nur
       ’nen Welpen, zum Üben. Vielleicht hat es auch was mit dem riesigen Haus zu
       tun, das wir mit unserem Freundeskreis gekauft haben. Da fehlen noch Tiere.
       
       Mäuse haben wir schon, normale und mit Fleder. Außerdem Waschbären,
       Maulwürfe und Wiesel. Aber wir wollen noch so richtige Haustiere. Wir
       dürfen keine Katzen haben, weil manche von uns allergisch sind, aber Hunde
       wären okay.
       
       Ich weiß schon genau, wie er aussehen soll. Er soll ein Boxermischling sein
       und zuerst noch ganz klein und tapsig und später groß und stark, und er
       soll Bolle heißen. Fertig, das ist alles, was ich will. Geht aber nicht.
       
       Das liegt daran, dass wir nicht die ganze Zeit in der Landkommune wohnen,
       sondern mindestens die halbe Woche in unseren kleinen Wohnungen und WGs in
       der Stadt. „Guck mal“, hat Stefan ganz vorsichtig zu mir gesagt, „wir haben
       ja nur ’ne Einzimmerwohnung. Siehst du das Problem?“
       
       ## Sex mit Tieren
       
       Nein, sagte ich, welches Problem? Wo wenig Platz ist, kann der Hund nur
       wenig vollpinkeln, wenn er noch klein ist, ist doch super. „Nein“, sagte
       Stefan. „Wir haben nur das eine Zimmer. Wenn wir das mit einem Hund teilen,
       können wir nie wieder ungestört ficken.“ Oh. Hmm.
       
       „Wir können ihn nicht in der Küche einsperren“, sagte Stefan, „die ist zu
       klein. Das Bad auch. Und der Flur sowieso. Der Hund wird uns bestenfalls
       nur stören, und schlimmstenfalls will er mitmachen. Eine offene Beziehung
       ist toll, aber nur mit Menschen, bitte.“
       
       Erst vor Kurzem hatten wir über Sex mit Tieren geredet und dachten, das sei
       nicht ernsthaft unser Problem. Stefan hatte „Shades of Grey“ gelesen, und
       ich fragte ihn, was er davon hält. „Ich finde es gar nicht so schlimm“
       sagte er, „also schon schlecht geschrieben, aber ein bisschen macht es mich
       auch heiß.“ „Na ja, meine Güte“, sagte ich, „aber doch nur so rein
       mechanisch, also so, wie man ein bisschen geil wird, wenn man Videos mit
       fickenden Tieren sieht.“ – „Wird man?“, fragte er. „Äh? nicht?“
       
       Er zog mich seitdem immer wieder damit auf, ich würde auf Tiere stehen, was
       nicht stimmt, also jedenfalls nicht sexuell, nur emotional. Dann stand
       neulich auch noch in der Zeitung, dass die Bundesregierung ein härteres
       Sodomiegesetz plant.
       
       „Jede Art von Sex mit Tieren soll in Zukunft strafbar sein“, las Stefan mir
       vor. „Bis zu 25.000 Euro Bußgeld.“ – „Auch, wenn’s unfreiwillig ist?
       Verdammt“, sagte ich, „ich wusste nicht, dass wir gesetzlich so hart am
       Limit leben, wenn wir einen Hund haben. Hoffentlich schläft er den ganzen
       Tag.“ „Bevor wir 25.000 Euro Strafe zahlen, lass uns eine größere Wohnung
       suchen“, sagte Stefan. „Vielleicht reicht ein Hochbett“, sagte ich.
       
       14 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Margarete Stokowski
       
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