# taz.de -- Vor dem Bundesliga-Spitzenspiel: Nicht am FC Bayern abarbeiten
       
       > Weil der BVB in den letzten Jahren Fortschritte gemacht hat wie kaum ein
       > anderer Verein, kann der Rückstand zum FC Bayern den Klub nicht aus der
       > Ruhe bringen.
       
 (IMG) Bild: Nach ganz oben: Dortmunds Jakub Blaszczykowski hat die Vereinsmaxime im Blick.
       
       DORTMUND taz | Mats Hummels hätte sich wirklich eine etwas bessere
       Erklärung ausdenken können, für seine kleine Kampfansage Richtung München.
       „Wir wollen unbedingt gewinnen“, kündigte der Dortmunder Verteidiger vor
       dem Spiel beim FC Bayern an. Wenn er etwa ergänzt hätte, dass der
       Rekordmeister mal wieder einen kräftigen Dämpfer verdient habe, damit es so
       richtig kracht an der Säbener Straße, dann wäre das eine schöne Geschichte
       gewesen.
       
       Hätte Hummels verkündet, die Dortmunder Meistertruppe wolle das BVB-Trauma
       der Bayern nach zuletzt fünf Niederlagen konservieren, wäre wenigstens der
       Eindruck entstanden, die Dortmunder hätten die Titelverteidigung noch nicht
       abgeschrieben. Hummels aber sagte: „Für uns wäre ein Sieg enorm wichtig,
       weil Bayer Leverkusen an uns vorbei gezogen ist.“
       
       Die erbitterte Konkurrenz der Giganten um die Vorherrschaft im nationalen
       Fußball, die den Duellen der vorigen Saison diese herrlich dramatische Note
       verlieh, fehlt in diesem Jahr. Eher beiläufig hat Hummels unter der Woche
       erzählt, dass er den Glauben an die Titelverteidigung längst aufgegeben
       hat: „Es sieht ja nicht so aus, als ob wir die Schale holen.“ Es gebe „ja
       noch den DFB-Pokal und die Champions League“.
       
       Dass der BVB seine größten Momente zuletzt im Europapokal hatte, ist kein
       Zufall. Der ganz große Hunger nach der Meisterschaft ist vorerst gestillt.
       In der Königsklasse haben sie noch etwas zu beweisen, während die Bayern
       auch in der Bundesliga „gieren“, wie Jürgen Klopp am Donnerstag
       feststellte.
       
       „Die Galligkeit“ des Rekordmeisters sei „sicher der größte Unterschied zum
       letzten Jahr“, bemerkte der Coach bestens gelaunt.
       
       ## Ein langfristiger Plan
       
       Borussia Dortmund ruht nach den beiden Erfolgsjahren so sehr in sich, dass
       sie wohl erst nervös werden, wenn die erneute Qualifikation für die
       Champions League in Gefahr gerät. Statt mit der etwas schwierigen Saison in
       der Liga zu hadern, wird hinter den Kulissen an einem langfristigen Plan
       gewerkelt: Der BVB möchte sich im Kreis der europäischen Spitzenteams
       etablieren und regelmäßig die K.o.-Runde der Champions-League erreichen.
       
       Selbst der ignorantere Teil Europas hat indes gemerkt, dass die Bundesliga
       rasant aufholt und hinter dem FC Bayern Klubs mit gewaltigem Potenzial
       wachsen. Dortmund ist dabei, die Pole Position in diesem Kreis der
       Emporkömmlinge zu erringen.
       
       Derzeit strömen gewaltige Geldmengen nach Dortmund, wahrscheinlich gibt es
       in ganz Europa – abgesehen von den aus Osteuropa oder dem mittleren Osten
       alimentierten Vereinen – keinen Konkurrenten, der seine Einnahmen ähnlich
       steigern konnte wie der BVB.
       
       Das Team soll trotzdem nur behutsam verstärkt werden, und wenn Mario Götze,
       wie in dieser Woche von der Sport-Bild berichtet wurde, im Sommer für 37
       Millionen Euro gehen dürfte, wären Transfers auf einem Niveau denkbar, die
       bislang nur von Großklubs aus England oder Spanien realisierbar waren.
       
       ## Die Balance halten
       
       Jetzt gehe es um „den nächsten und ambitioniertesten Schritt“ hat Dortmunds
       Geschäftsführer gerade in einem Interview mit dem Kicker gesagt, um „die
       nachhaltige Balance zwischen nationalem und internationalem Geschäft“.
       
       Etwas unklar ist nur, ob das mit der Vollgas-Fußball-Philosophie des Jürgen
       Klopp möglich ist, denn um die englischen Wochen erfolgreich zu bewältigen,
       sind Rhythmuswechsel hilfreich. Damit hat der BVB seine Probleme. Diese
       Saison ist eine Reifeprüfung.
       
       Drei Punkte aus München wären wertvoll, aber keineswegs kostbarer als drei
       Zähler aus Spielen gegen Nürnberg, Freiburg oder Düsseldorf.
       
       1 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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