# taz.de -- Neuer DSO-Chef Rainer Hess: Der Zirkusdompteur
       
       > Rainer Hess wird neuer Chef der Deutschen Stiftung Organtransplantation.
       > Er soll die Organisation aus der Krise führen.
       
 (IMG) Bild: Rainer Hess wird ab Januar Chef der DSO.
       
       Ein Fluss. Strömungen, Klippen, Steinbänke. Und er in seinem Ruderboot,
       bedacht, bloß nicht in Strudel zu geraten. So hatte Rainer Hess sich seinen
       Ruhestand vorgestellt, im Sommer 2012.
       
       Hess, Jahrgang 1940, Rheinländer, Hobbyruderer, Jurist und als Vorsitzender
       des Gemeinsamen Bundesausschusses der mächtigste Mann im deutschen
       Gesundheitswesen (was er die unter ihm regierenden Minister freilich nie
       spüren ließ), hoffte auf Freizeit. Und auf das Ende gesundheitspolitischer
       Intrigen.
       
       Daraus wird nichts. Hess, der bis Juli mit patriarchalischem Charme das
       zerstrittene Gremium aus Ärzten, Kassen und Krankenhäusern führte und über
       nichts Geringeres entschied als den gesetzlichen Leistungskatalog für 70
       Millionen Krankenversicherte, muss noch mal ran.
       
       Der Gesundheitsminister, der Ärztepräsident, die Kassen und die Kliniken
       haben ihn bekniet: Nur noch ein Krisenmanager vom Hess’schen
       Unbestechlichkeitskaliber und Verhandlungsgeschick könne reüssieren – bei
       der Neustrukturierung der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).
       
       ## Transparent agierende Stiftung
       
       Hess soll den zerrütteten Frankfurter Laden, der immerhin die Durchführung
       sämtlicher Organspenden verantwortet und hierfür von den Krankenkassen
       Millionen kassiert, vom 1. Januar an binnen einem Jahr verwandeln: von
       einem abgeschotteten Klüngelzirkel interessengeleiteter Mediziner und deren
       Kumpel in eine transparent agierende Stiftung öffentlich-rechtlichen
       Charakters.
       
       Der Job ist etwas für Feinschmecker: Vorwürfe der Misswirtschaft und des
       Mobbings belasteten zuletzt nicht nur den nun scheidenden Medizinischen
       Vorstand Günter Kirste. Unter seiner Regentschaft ist das Vertrauen in die
       Organspende auf einen Tiefstand gesunken.
       
       ## Geduldiges Vermitteln
       
       Vertrauen wiederherzustellen durch geduldiges Vermitteln gehört zu Hess’
       Handwerk. Als „Zirkusdompteur“ verehren ihn selbst Funktionäre, die seinem
       Votum unterlagen. Nebenbei soll im Jahr 2013 noch ein dauerhafter Chef für
       die Deutsche Stiftung Organtransplantation gefunden werden.
       
       Denn Rainer Hess, der Ruderer, hat die Idee mit dem Boot trotz all der
       neuen Entwicklungen nicht aus den Augen verloren: „Wenn man es
       stromaufwärts geschafft hat“, so hat er das im Sommer gesagt, „kann man
       sich einfach stromabwärts treiben lassen, wenn man genug hat. Das ist schon
       toll.“
       
       9 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Haarhoff
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