# taz.de -- Homoehe in Großbritannien: Konservative tief zerstritten
       
       > Die Konservativen in England und Wales streiten über die
       > gleichgeschlechtliche Ehe. Ein entsprechendes Gesetz soll im kommenden
       > Jahr verabschiedet werden.
       
 (IMG) Bild: Im Parlament geht's rund. Daneben auch
       
       DUBLIN taz | Gleichgeschlechtliche Paare dürfen ab 2014 in England und
       Wales heiraten. „Ich bin der festen Meinung, dass der Staat nicht im Weg
       stehen soll, wenn ein Paar seine Liebe zeigen und sich zueinander bekennen
       will“, sagte Kulturministerin Maria Miller am Dienstagabend im Unterhaus.
       
       Das entsprechende Gesetz soll im kommenden Jahr verabschiedet werden und
       sowohl für standesamtliche als auch kirchliche Eheschließungen gelten –
       sofern die Kirchen mitspielen. Das werden sie aber nicht: Die
       protestantische Staatskirche Church of England und die katholische Kirche
       haben sich dagegen ausgesprochen. Im Gegensatz zu Deutschland sind
       kirchlich geschlossene Ehen in Großbritannien rechtskräftig.
       
       Die Kirchen befürchten, dass sie auf Grund von Antidiskriminierungsgesetzen
       dazu gezwungen werden könnten, gleichgeschlechtliche Ehen zu schließen.
       Premierminister David Cameron hat die Church of England deshalb von dem
       Gesetz ausgenommen. Der katholische Kardinal Keith O’Brien, Schottlands
       ranghöchster Geistlicher, hatte die Homoehe im Juni als „groteske
       Zersetzung eines allgemein akzeptierten Menschenrechts“ bezeichnet und mit
       der Legalisierung von Sklaverei verglichen. Die teilautonome schottische
       Regierung hatte die Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen bereits im Sommer
       beschlossen.
       
       Camerons Initiative hat seine Partei jedoch in einen tiefen Konflikt
       gestürzt. Mehr als hundert Abgeordnete wollen gegen das Gesetz stimmen,
       wenn es im nächsten Jahr dem Parlament vorgelegt wird. Konsequenzen haben
       sie nicht zu befürchten, weil Cameron keinen Fraktionszwang verhängen will.
       Allerdings können sie das Gesetz auch nicht verhindern, denn bis auf
       Nordirlands Unionisten werden alle im Unterhaus vertretenen Parteien dafür
       stimmen.
       
       Der boxende Tory-Abgeordnete für Monmouth, David Davies, ist ein Wortführer
       der Gegner von gleichgeschlechtlichen Ehen. „Die meisten Eltern ziehen es
       vor, dass ihre Kinder nicht homosexuell wären, weil sie sich Enkelkinder
       wünschen“, sagte er. Er sei aber keineswegs schwulenfeindlich, beteuerte
       Davies, schließlich habe er schon mal gegen einen schwulen Boxer gekämpft.
       Viele Tories fürchten, dass die Partei wegen der Legalisierung der Homoehe
       Stimmen verlieren wird.
       
       Die Liberalen Demokraten, die seit 2010 eine Koalitionsregierung mit den
       Tories bilden, haben sogar ein Fünftel ihrer Mitglieder verloren –
       allerdings aus einer Vielzahl von Gründen. Ihnen will Cameron mit der
       gleichgeschlechtlichen Ehe ein wenig unter die Arme greifen. Er hat das
       Thema aber auch zu seinem eigenen Anliegen gemacht. „Ich trete nicht für
       die Homosexuellenehe ein, obwohl ich ein Konservativer bin, sondern weil
       ich ein Konservativer bin“, sagte er. Die Gesellschaft werde gestärkt, wenn
       man gegenseitige Gelübde abgebe, fügte er hinzu.
       
       Die rechte United Kingdom Independence Party (Ukip) will den Tory-Zwist
       ausnutzen. Ihr Vorsitzender, Nigel Farage, hat angekündigt, die Homoehe zum
       zentralen Thema der Europawahlen 2014 zu machen. „Camerons Initiative hat
       das Potenzial, die ländlichen Tories gegen sich aufzubringen“, freute er
       sich. Laut Umfragen unterstützen aber drei Viertel der Wähler
       gleichgeschlechtliche Ehen.
       
       13 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
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