# taz.de -- Fotogalerie C/O Berlin: Go West
       
       > C/O Berlin zieht in die City West: Im September 2013 eröffnet die
       > Fotogalerie im Amerika Haus. Der Leiter spricht von einem Standortvorteil
       > und Synergieeffekten.
       
 (IMG) Bild: Da geht's hin: Stephan Erfurt, Vorstandsmitglied der C/O Berlin-Stiftung, vor dem Amerika-Haus.
       
       Nun dürfen sich doch noch alle freuen: die Politik und die Betreiber von
       C/O Berlin. Stephan Erfurt, Leiter der Fotogalerie, strahlte auf der
       Pressekonferenz am Montag am breitesten. Sein renommiertes Forum für
       Fotografie hat endlich ein neues Zuhause gefunden. Nach etlichen
       gescheiterten Versuchen wird der privat betriebene Ausstellungs- und
       Veranstaltungsort 2013 im Amerika Haus seine Aktivitäten fortsetzen. Das
       Haus, 1957 vis-à-vis dem Bahnhof Zoo eröffnet, wirkte vier Jahrzehnte im
       Auftrag der USA als Informationszentrum, Veranstaltungsort und Bibliothek.
       Ein Vertrag zwischen C/O und der Berliner Immoblienmanagement GmbH (BIM)
       über das seit 2006 landeseigene Gebäude ist bereits am 12. Dezember
       unterschrieben worden. Der Vertrag sichert der Fotogalerie den Standort für
       16 Jahre zu. Als Eröffnungstermin des neuen C/O-Standorts ist September
       2013 geplant.
       
       Bis dahin bleibt die Verfügbarkeit des aktuellen Standorts im ehemaligen
       Postfuhramt an der Oranienburger Straße allerdings fraglich. Dessen neuer
       Besitzer, das Medizinunternehmen Biotronik, will die Immobilie selbst
       nutzen und hat C/O Berlin aufgefordert, bis Ende Dezember das Haus zu
       verlassen. C/O Berlin hat eine andere Rechtsauffassung und plant, seine
       Ausstellungen bis zum März am Standort in Mitte fortzusetzen.
       
       Seit zwei Jahren hatte sich C/O Berlin um einen neuen Standort bemüht.
       Zuletzt scheiterte der bereits sicher geglaubte Umzug in das ehemalige
       Ateliergebäude im Monbijoupark. Bei den Verantwortlichen im Bezirk Mitte
       war C/O Berlin offenbar nicht wohlgelitten. Die Ateliers sollen nun
       abgerissen werden.
       
       Auch Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) äußerte sich am Montag im
       Amerika Haus erfreut über den neuen Standort der Fotogalerie. Dort wird
       sich C/O den Platz mit der Berliner Landeszentrale für politische Bildung
       teilen. Auch eine Schulleiterakademie soll später mit einziehen.
       Bildungssenatorin Sandra Scheer (SPD) sagte mit Blick auf das Haus, man sei
       hier „auf eine Perle gestoßen“. Sie habe dafür gesorgt, dass das Haus aus
       dem Verkauf durch den Liegenschaftsfonds herausgenommen worden sei.
       
       ## „Einzigartiger Standort“
       
       Für die Zukunft sehen die künftigen Nachbarn sogar synergetische Effekte.
       C/O Berlin hatte schon bisher ein stark ausgeprägtes Bildungsprogramm,
       setzte auf Kinder und die Förderung des fotografischen Nachwuchses.
       Außerdem ist durch das nahe gelegene Fotomuseum und die
       Helmut-Newton-Stiftung in der Jebensstraße die Gegend für die Fotografie
       bereits erschlossen. Man werde hier deshalb einen „einzigartigen Standort“
       für das Medium entwickeln, erklärte Erfurt. Auch im problematischen Umfeld
       im Umkreis der Bahnhofsmission will C/O Berlin sich engagieren. Das Amerika
       Haus wird unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes für seine neuen Zwecke
       von der BIM technisch ertüchtigt. Über Kosten und Mietpreise machten die
       Beteiligten keine Angaben.
       
       C/O Berlin, inzwischen zwölf Jahre alt, scheint mit dem Umzug in den alten
       Westteil der Stadt zufrieden. Man sei zwar „ein Kind von Mitte“ gewesen,
       aber „irgendwann wird man mal erwachsen“, meinte Erfurt. Der C/O-Direktor
       beklagte sich noch einmal über mangelnde Unterstützung aus dem Bezirk
       Mitte. In Charlottenburg wird das Fotoforum dagegen mit Kusshand empfangen.
       Die Neuansiedlung von C/O Berlin passt zu den Absichten, die City West
       kulturell aufzuwerten und mit Infrastruktur- und Marketingmaßnahmen
       weiterzuentwickeln. Der Umzug in den alten Westen scheint daher mehr als
       ein Zufall zu sein. Er ist Symptom des Ausverkaufs von Mitte als Ort, wo
       man sich nach der Wende selbst neu erfinden konnte. Kulturinitiativen und
       Künstler brauchten die vorhandenen Freiräume nur zu besetzen. Das ist
       vorbei. Im Gegenzug wird nun der Westen interessant, hier gibt es
       Entwicklungspotenzial. Und Charlottenburg ist ehrgeizig: Während es in
       Mitte eine monatelange Hängepartie gab, erzählt Erfurt, habe es bis zum
       Rückruf von Charlottenburgs Bürgermeister Reinhard Naumann nur sechs
       Minuten gedauert.
       
       18 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ronald Berg
       
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